Fluch der Kennedys
Kaum eine Familie steht selbst nach Jahrzehnten immer noch im öffentlichen Interesse wie diese, die mit Schicksalsschlägen, Tragödien und Affären auf sich Aufmerksam macht. Die Kennedys, die als Geschäftsleute und Politiker bekannt sind, begleitet ein Phänomen, welches manche sogar als Fluch bezeichnen. Die Wurzeln des Clans reichen nach Irland, wo der Bauer Patrick Kennedy 1848 vor der großen Hungersnot nach Amerika flüchtet. Noch auf der Fahrt lernt er seine spätere Frau Bridget kennen, mit der er eine Familie mit vier Kindern gründet. Der Sohn Patrick Joseph (1858-1929) leitet als Abgeordneter von Massachusetts die Politikerära ein. Doch erst sein Sohn Joseph Patrick, der aus der Ehe mit einer Politikertochter stammt, ist der eigentliche Gründer des Kennedy-Clans.
Beginn der Tragödien
Wie schon sein Vater, heiratet Joseph Patrick in eine Politikerfamilie ein. Er nimmt Rose, die älteste Tochter des Bostoner Bürgermeisers John Francis Fitzgerald zur Frau, die neun Kinder zur Welt bringt. Seit 1927 befindet sich der Familienbesitz in Hyannis Port, Massachusetts. Als Geschäftsmann und Diplomat macht Joseph 1929 ein Vermögen und unterhält als frommer Katholik ganz offensichtlich außereheliche Beziehungen, auch zur Schauspielerin Gloria Swanson. Rose nimmt es still hin und konzentriert sich auf die Erziehung der Kinder, die mehr leistungsorientiert, als liebevoll ist. Die Tragik beginnt mit der ältesten Tochter Rosemary, die an Dyslexie, eine Lese-Rechtschreibstörung und an einer möglichen milden geistigen Behinderung leidet. Da der Vater um den Ruf der Familie fürchtet, lässt er sie 1941, ohne Zustimmung der Mutter mit dreiundzwanzig Jahren einer Gehirnoperation unterziehen, die missglückt. Eine schwere Hirnschädigung und lebenslange Pflege in einer Heilanstalt ist die Folge, da sich Joseph seiner nun schwerbehinderten Tochter schämt. Dies ist für seine Frau der Anlass zum emotionalen Rückzug, denn sie betrachtet ihre Tochter als Geschenk Gottes.
1944 stirbt Joseph Patrick Kennedy jr., der erste Sohn und designierter politischer Nachfolger des Vaters, mit nur neunundzwanzig Jahren. Sein mit Bomben voll beladenes Flugzeug explodiert im zweiten Weltkrieg über dem Ärmelkanal. Ebenso verliert kurz darauf auch sein Schwager William John Robert Cavendish, der Ehemann seiner Schwester Kathleen im Krieg sein Leben. Er wird von einem Heckenschützen erschossen. Nur vier Jahre später folgt ihm seine Frau in den Tod, denn sie verunglückt bei einem Flugzeugabsturz über Frankreich mit achtundzwanzig Jahren. Das Elternpaar betrauert nun auch ihre zweitälteste Tochter Kathleen Kennedy-Cavendish, die schon die Hochzeit mit einem geschiedenen Mann geplant hat.
Doch trotz des Verlustes, spornen Vater und Mutter ihre jüngeren Kinder an, nach Höherem zu streben. Der zweitälteste Sohn John F. Kennedys ist nun gefordert sich politisch zu engagieren, mit dem Ziel vor Augen, Präsident zu werden. Auch seine immer wieder auftretenden gesundheitlichen Probleme können seine anstrebende Karriere nicht aufhalten. Osteoporose an den Lendenwirbeln und die Diagnose Morbus Addison mindern auch nicht seine Anziehungskraft auf Frauen und er kostet sein Image als Playboy aus. 1952 wird er Senator von Massachusetts und lernt die um zwölf Jahre jüngere Journalistin Jacqueline Lee Bouvier auf einer Dinnerparty kennen, die er im Jahr darauf heiratet.
Erbe der Generationen
Schon bald schlägt das Schicksal wieder zu, erleidet doch Jackie 1955 eine Fehlgeburt und im Jahr darauf die Totgeburt eines Mädchens, namens Arabella. Trotz Johns zahlreichen außerehelichen Affären, wovor nun auch Jackie wie alle Kennedy-Frauen die Augen verschließt, trifft auch sie endlich der Kindersegen. Die Geburt von Tochter Caroline Bouvier Kennedy erfolgt 1957 und Sohn John Fitzgerald Kennedy jr. kommt 1960 zur Welt. Es scheint, als wäre Kennedy 1961 am Ziel seiner beruflichen Laufbahn, wird er mit nur 43 Jahren zum Präsidenten gewählt. Ganz so, wie es der Vater für ihn vorgesehen hat. Doch kann der Clan-Oberste den Triumph nicht auskosten, denn als sein Sohn ins Weiße Haus einzieht, erleidet er einen Schlaganfall. Joseph bleibt gelähmt und stumm. Der Präsident hebt seinen Bruder Robert ins Amt des Justizministers. Wieder überschattet der Tod die Familie, als im Sommer 1963 das nächste Kind des Paares fünf Wochen zu früh zur Welt kommt. Ihr Sohn Patrick stirbt nur zwei Tage danach. Aber auch für seinen Vater soll es in diesem Jahr enden. Auf offener Straße wird in Dallas auf US-Präsident John F. Kennedy geschossen, was er nicht überlebt. 1964 spielt wieder ein Flugzeugunglück im Kennedy-Clan eine Rolle, doch diesmal kann dabei der jüngere Edward knapp dem Tod entkommen. Sein Bruder Robert hat vier Jahre später nicht so viel Glück und verliert sein Leben bei einer Wahlkampf-Veranstaltung im Hotel von Los Angeles. Auch er wird wie sein Bruder John erschossen. Sein dreizehnjähriger Sohn David erlebt die Ermordung stundenlang vor dem Fernseher, was bei ihm ein Trauma auslöst.
Zahlreiche Todesfälle
Edward kann ebenfalls nicht in das Amt des Präsidenten folgen, da er 1969 auf der Insel Chappaquiddick nach einer Party einen Autounfall verursacht und von einer Brücke stürzt. Wieder überlebt er, doch die Wahlkampfhelferin Mary Jo Kopechne ertrinkt dabei. Daraufhin wird er zu zwei Monaten Haft auf Bewährung verurteilt und bezahlt die Familie der jungen Frau außergerichtlich. Auch die nächste Generation führt scheinbar dieses Unglücksmuster fort. Edward M. Kennedy jun. kämpft 1973 wegen einer Knochenkrebserkrankung um sein Leben, worauf er sein Bein verliert. Doch auch für den neuen Hoffnungsträger Joseph, der älteste Sohn von Robert, der die Politikerkarriere fortführen soll, steht es nicht gut. Er verunglückt mit seinem Auto und seine Freundin Pam Kelly ist seitdem querschnittsgelähmt. Sein jüngerer Bruder David bricht sich dabei einen Wirbel. Wieder kauft sich die Familie von jeder Verantwortung frei. Edward Kennedy hat mittlerweile den Ruf als Lebemann und seine Frau Joan ist alkoholabhängig.
Die Familientragödie geht 1984 weiter, als Roberts Sohn David in Florida an einer Überdosis stirbt. Wegen des Wirbelbruchs nach dem Autounfall nimmt er schmerzstillende Medikamente, von denen er süchtig wird. Später experimentiert er mit Drogen und konsumiert Heroin, was schließlich zu seinem Tod führt. Sein Cousin William Kennedy-Smith, der Sohn von Jean Ann Kennedy-Smith kommt 1991 wegen Vergewaltigung in Palm Beach vor Gericht. Doch auch er wird trotz Beweislage freigesprochen. Im Mai 1994 verliert Jacqueline Bouvier den Kampf gegen das Non-Hodgkin-Lymphom im Alter von 64 Jahren. Rose Kennedy stirbt 1995 im Alter von 104 Jahren an einer Lungenentzündung. Elf Jahre zuvor erleidet sie einen Schlaganfall, der bei ihr Spuren hinterlässt. Trotz politischer Karriere hat Michael LeMoyne Kennedy, Sohn von Robert, eine Affäre mit der jungen Babysitterin seiner drei Kinder. Er wird 1996 wegen Verführung Minderjähriger angeklagt, jedoch freigesprochen. Die Ehe scheitert und Michael unterzieht sich einem Alkoholentzug. 1997 stirbt er schließlich bei einem Schiunfall. Auf dem Weg zur Hochzeit von Michaels Schwester Rory, stürzen 1999 John F. Kennedy jr., seine Frau Carolyn und deren Schwester Lauren mit dem Flugzeug ab und sterben. Nach der Entfernung eines Hirntumors, erliegt Edward seinem Krebsleiden 2009 in seinem Haus in Hyannis Port. Seine Tochter Kara Ann stirbt zwei Jahre danach an einem Herzinfarkt mit 51 Jahren. Die Exfrau von Robert F. Kennedy jr., Mary Richardson Kennedy, beendet ihr Leben laut der Autopsie selbst. Auch sie soll seit längerer Zeit übermäßig Alkohol und Drogen konsumiert haben.
Schicksal oder Fluch
Es scheint, als zögen sich Verantwortungslosigkeit, Untreue und Leistungsorientierung durch die Generationen hindurch. Ebenfalls Krankheiten, Flugzeugabstürze, Unfälle, Alkohol- wie Drogensucht und ausgeprägter Sexualtrieb. Doch spricht dies offensichtlich nicht für alle Familienmitglieder, was kaum erwähnt wird. Ob Zufälle, oder Umhüllung eines Fluches- vielleicht vermag die jüngste Generation dieses Phänomen letztlich zu beenden. Wird doch parallel dazu, der Name Kennedy ebenso mit Wohltätigkeit und sozialem Engagement verbunden.