Industrialisierung in Afrika
Afrika ist ungemein reich an Rohstoffen und besitzt viel Wasser und auch Ackerland. Allerdings spielt Afrika in der weltweiten Wirtschaft bis heute nur eine sehr untergeordnete Rolle. Grund ist der, dass die Industrialisierung in Afrika, trotz häufiger Versuche, bisher immer wieder bereits in ihren ersten Anläufen gescheitert ist. Doch nicht nur das: Die Menschen dort sind zu großen Teilen nach wie vor nicht in der Lage, die Reichtümer und Möglichkeiten ihres Landes zu ihrem eigenen Wohl zu nutzen. So versiegen Bodenschätze, Nahrung ist knapp und sauberes Wasser Mangelware – obwohl die Moderne und auch die Industrie hier sicher einiges ändern könnten. Dennoch fehlt der Ansporn, den die Industrialisierung hier eindeutig nach wie vor vermisst. Und das, obwohl die UN sich seit 1980 verstärkt dafür einsetzt, dass die industriellen Großmächte der Welt sich gemeinsam dafür einsetzen, dass Afrika sich endlich auf einen industrielleren und modernen Weg macht.
Internationalen Tag der Industrialisierung Afrikas
Dafür rief man am 20. November 1980 den „Internationalen Tag der Industrialisierung Afrikas“ ins Leben. Dieser wurde in den kommenden 20 Jahren Jahr für Jahr wiederholt, ab 2000 nur noch sporadisch. Seit 2010 findet der Welttag allerdings wieder jährlich statt. Man scheint sich also erneut an die Aufgabe setzen zu wollen, Afrika mit vereinten internationalen Kräften auf den Weg in ein neues industrielles Zeitalter zu verhelfen. Jedoch scheiden sich hier die Geister. Denn Afrika selbst tut sich nach wie vor schwer, die Hilfe von außen in eine gezielte Selbsthilfe umzuwandeln.
Zudem fehlt es hier oft nicht nur am Willen, sondern auch an den Möglichkeiten. Afrika ist nicht nur, was die Industrialisierung angeht, eines der Länder, welches an weltweiten Standards bemessen merklich „hinterherhinkt“. Beispielsweise gibt es bis heute keine transkontinentalen Bahnstrecken für die Allgemeinheit und für ein modernes Transportsystem, sondern ausschließlich veraltete Bahnlinien aus der Kolonialzeit, die fast ausschließlich zum Rohstofftransport und sehr bedingt zum Personentransport genutzt werden. Zudem berufen sich immer wieder viele Experten darauf, dass die Zukunft Afrikas vielleicht doch gar nicht in der Industrialisierung liegt, sondern eher darin, dass man hier auf alte Werte und auf die Nähe zu den Traditionen und der Natur setzt. Wieder Ansichten, die nicht gänzlich geteilt werden und immer wieder für Diskussionen sorgen.
Die Industrialisierung Afrikas – Anfangsschwierigkeiten durch die Unterdrückung und die Bevorzugung anderer Länder?
Grund für die oft fehlgeschlagenen Industrialisierungsversuche Afrikas war zum Teil auch hier, wie beispielsweise in Indien, die Belagerungen der Briten während der Zeit der industriellen Revolution. Diese hatte während des 18. Jahrhunderts in Europa und in Amerika begonnen und hatte sich schließlich bis zum 20. Jahrhundert durch die verschiedensten Teile der Welt „gefressen“. Damals unterlag Afrika allerdings ebenfalls der britischen Hand – unter anderem durch die Besiedlung durch britische Einwanderer – und diese sorgte dafür, dass man beim Im- und Export weitgehend vom Vereinigten Königreich abhängig blieb.
Anders als Indien, das seine Unabhängigkeit erkämpfte und den Weg zur Industrialisierung verspätet einschlug, sagte sich Afrika aber niemals ganz von Großbritannien los. Zeitgleich entwickelten die Afrikaner einen eigenen, traditionelleren und vorgeschriebenen Lebensweg, den sie bis heute zu verfolgen scheinen. Und die Industrialisierung spielt hier eher eine untergeordnete Rolle.
Gegner und Befürworter der Industrialisierung
Selbstverständlich verfolgt nicht ganz Afrika diesen Weg. Allerdings stehen sich Gegner und Befürworter der Industrialisierung hier immer wieder gegenüber, was diese nicht unbedingt begünstigt. Eine weitere Rolle, die nicht unerheblichen Einfluss auf gescheiterte Industrialisierungsversuche Afrikas hatte, spielten angeblich auch die Vereinigten Staaten von Amerika. Viele Afrikaner behaupten verstärkt, dass Amerika, welches ja auch „nur“ eine koloniale Siedlung der britischen Mutter war, während der ersten Schritte der Industrialisierung zu viel Aufmerksamkeit von diesen und dem Rest der Welt bekam und sich zeitgleich später mehr um das eigene Wohl, als um das Wohl des kleineren kolonialen „Bruders“ bemüht hatte.
Hier scheiden sich natürlich die Expertenmeinungen und -Geister. Mit den heutigen Versuchen der Industrialisierung, die nach wie vor eher sehr schleppend voranschreiten, hat diese Vorgeschichte selbstverständlich nur noch eher wenig zu tun. Denn mittlerweile bemühen sich sowohl Großbritannien als auch die USA ebenfalls stark darum, Afrika den Weg zu einer industriellen und modernen Gesellschaft zu ebnen.
Afrika: Der Kontinent auf der globalen und industriellen Reservebank?
Fakt ist: In Afrika finden sich einige der fruchtbarsten und gleichzeitig auch natürlichsten Nahrungsmittelanbaugebiete der ganzen Welt. Dennoch ist die landwirtschaftliche Erzeugung in Afrika stark rückläufig, weil die Situation des Landes durch fehlendes Geld und durch fehlende Technologien blockiert wird. Doch es fehlt nicht nur an geldlichen und technischen Mitteln, um die fruchtbaren Länder gezielt bebauen zu können. Es fehlt ebenso an modernen Hilfsmitteln wie Dünger und Pflanzenschutz, die unbedingt notwendig wären.
An Wasser würde es hier übrigens nicht unbedingt mangeln, wenn man die vorhandenen Quellen gezielter nutzen würde und könnte – zum Beispiel durch Nutzung der vorhandenen und natürlichen Reserven. Diese müssten allerdings erst einmal durch Staudämme und die Schaffung von künstlichen Seen geschaffen werden. Ebenso fehlt es an brauchbaren Kanalsystemen für das Abwasser, das zusätzlich entstehen würde. Dass beides allerdings kein einfaches Unterfangen ist, zeigt bereits die Schwierigkeit, welche die Schaffung von Wasserquellen und Co. für die Bevölkerung Afrikas darstellt.
Nach wie vor schlechte Infrastruktur
Somit sieht die aktuelle Lage in Afrika nach wie vor so aus, dass unzählige afrikanische Staaten auch weiterhin eine schlechte Infrastruktur vorweisen und schwer unter dieser leiden. Ebenso fehlt es an den Möglichkeiten, um die natürlichen Ressourcen, die das Land eigentlich bietet und bereithält, für das eigne Wohl der Menschen zu nutzen – geschweige denn für eine bessere, industriellere und moderne Struktur. Gleichzeitig wird die Kluft der Moderne, Technologie und Industrialisierung zwischen der Dritten Welt, zu der Afrika offiziell gezählt wird, und den modernen Großmächten immer größer.
Das hat zur Folge, dass es für Afrika von Jahr zu Jahr schwerer wird, sich in die globale Wirtschaft zu integrieren, die stetig im Wandel der Zeit steht. Ähnlich sieht es mit der gesamten Globalisierung aus, die Experten und Menschenrechtlern nach nahezu unbemerkt an Afrika vorbei schreitet. Die Vorteile der Globalisierung bekommen afrikanische Länder nur sehr bedingt zu spüren.
Afrika im Angesicht der Industrialisierung
Trotzdem könnte die voranschreitende industrielle Entwicklung der gesamten Welt hier immer noch eine tragende Schlüsselrolle spielen. Zum Beispiel, indem man die modernen Industriekulturen der Großmächte gezielter dafür einsetzt, um Afrika den Weg weiterhin zu ebnen. Das ist allerdings kein unproblematisches Vorhaben, denn hierbei kommt es – wie bereits angedeutet – nicht nur auf die Hilfe von außen an. Auch Afrika selbst muss seine eigene Infrastruktur überdenken und bereit sein, die notwendigen Schritte zu gehen.
Erste Schritte wurden bereits begangen. Beispielsweise dahingehend, dass in vielen afrikanischen Städten und Orten an besseren und zeitgemäßeren Strukturen gearbeitet und dass viele Fabriken an westliche Standards angepasst werden. Das erhöht nicht nur die Löhne und somit auch die Lebensqualität der Arbeiter, sondern auch die Produktivität und Qualität.
Trotz allem ist der Weg, der vor Afrika liegt, noch ein sehr langer und steiniger. Denn um sich wirklich in die industrielle Welt einreihen zu können, muss noch sehr viel mehr geschehen. Die Verbesserung und Optimierung der Wirtschaft und Infrastruktur ist theoretisch nur ein kleiner Tropfen auf dem heißen Stein.