Industrialisierung in Amerika
Die industrielle Revolution, wie sie immer wieder gerne genannt wird, veränderte innerhalb von kürzester Zeit fast die gesamte Menschheit und deren Lebensstandards. Begonnen hatte die Industrialisierung im 18. Jahrhundert grundlegend in England, denn hier verlies man sich in der Textilproduktion bereits um das Jahr 1730 herum zunehmend auf maschinelle Unterstützung. Das sollte den Beginn der Automatisierung einläuten. Die USA waren den Engländern aber dicht auf den Fersen. Deshalb meldete sich die Industrialisierung in Amerika schon in der Mitte des 19. Jahrhunderts an. Eindeutige schriftliche Vermerke und Urkunden hierzu gibt es zwar nicht, aber verschiedene Experten und Historiker der Fachgebiete Amerika und dessen Wirtschaft, schätzen den Beginn des industriellen Aufschwungs etwa auf die Zeit zwischen dem Jahr 1865 und dem Jahr 1890.
Erfindung der Eisenbahn als Vorbote
Jedoch meldete sich die Industrialisierung bereits einige Jahre zuvor zaghaft an – beispielsweise durch die Erfindung der Eisenbahn, die eine große und nicht zu unterschätzende Rolle bei der Automatisierung in Amerika einnehmen sollte. Letztendlich war es aber die direkte Verbindung der Staaten zum Pazifik, der einen tragenden Handelspunkt darstellte, und der damit verbundene Ausbau des Schienennetzes. Denn es war Letzterer, der den beiden führenden Eisenbahngesellschaften Amerikas gehörigen Aufschwung bescherte.
Gleichzeitig ermöglichte das neue Schienennetz aber auch einen gezielten Import und Export innerhalb des Landes, was weder der Wirtschaft, noch dem Staat selbst verborgen blieb. Gemeinsam investierte man damals geschätzt mehrere Milliarden Dollar in den Ausbau des gesamten Landesschienennetzes und erweiterte es innerhalb von 40 Jahren von anfänglich rund 35.000 Meilen auf weit über 200.000 Meilen. Durch den schnellen und direkteren Weg, den die Eisenbahn als Gütertransport darstellte, brach für Amerika ein komplett neues Zeitalter an.
Die Anfänge der Industrialisierung, die Eisenbahn und der Goldrausch
Den Wandel und die damit verbundene Industrialisierung bekamen in den Staaten zu allererst sehr zentral gelegene Orte wie Los Angeles und San Francisco zu spüren. Hier waren selbst exotische und seltene Waren schnell an der Tagesordnung, was diesen einen eigenständigen Aufschwung und Wachstum ermöglichte. Dadurch entstanden in direkter Folge die ersten wirtschaftlichen und politischen Zentren im Westen Amerikas. Denn unzählige Siedler folgten den Geschichten vom modernen und pompösen Leben dort und begünstigten die Besiedlung des westlichen Amerikas.
Goldfieber
Hinzu kam das Goldfieber, welches zur damaligen Zeit herrschte und sein Zentrum ebenfalls im Westen fand. Durch die Lust auf Reichtum, Sorglosigkeit und Gold siedelten sich zahlreiche Menschen direkt an den Goldadern entlang an. Dadurch entstanden schließlich Städte wie Colorado, Kalifornien und Oregon. Und: Auch Kanada blieb vom Wahn nicht verschont und wuchs in kürzester Zeit so stark an, dass man das Schienennetz entsprechend erweiterte.
Die Versprechen auf Gold und Reichtum waren aber oftmals eher leeres Geschwätz. Denn selbst dort, wo es tatsächlich reichhaltige Goldadern gab – was relativ selten vorkam – versiegten diese ungemein schnell. Nur die wenigsten Menschen und Familien wurden damals also durch das Goldwaschen und -Graben reich und sorglos. Es folgten Umsiedlungen, die zahlreiche Geisterstädte zurückließen. Allerdings wurden auch die Rufe nach Alternativen laut. Denn nicht alle Menschen, die dem Traum nach Gold gefolgt waren, wollten dies wieder und weiterhin tun.
Genau an diesem Punkt wuchs die Bedeutung der Industrialisierung. Denn während man Bodenschätze wie Gold und Edelsteine eher seltener fand, wurde man zunehmend auf Schätze wie Eisenerz, Blei und Kupfer aufmerksam. Ein weiterer Aufschwung und ein weiterer amerikanischer Traum folgten. Ein Aufschwung und Traum, die jedoch nicht so schnell versiegten.
Das Wachstum Amerikas und seine Rolle in der industriellen Revolution
Obwohl es niemand erwartet hatte, nahmen die blutjungen Vereinigten Staaten damals eine große Rolle im weltweiten Handel ein. Grund hierfür war die Masse an wertvollen Bodenschätzen, die Amerika bereithielt. Denn auch wenn im fernen Europa ebenso Eisen, Kohle und mehr verbreitet und zu finden war, war dieses nicht so reich beschenkt wie Amerika. Außerdem wurden sich die Staaten ihres Reichtums und den wirtschaftlichen Vorteilen, die dieser gezielt genutzt bringen konnte, schnell bewusst.
Also nutzten sie ihren Rohstoffreichtum und ihr ausgeklügeltes Eisenbahnnetz, um oftmals in Rekordzeiten günstigen und hochwertigen Nachschub für die Schwerproduktion zu liefern. Jedoch konzentrierte man sich damals lange Zeit und fast ausschließlich auf den Abbau und Verkauf des reinen Rohstoffs. Bereits gegen Ende des 19. Jahrhunderts hatte Amerika seinen Abbau- und Exportzyklus nahezu perfektioniert, was die asiatische und sogar westliche Konkurrenz ins Schwitzen brachte. Es war also an der Zeit, weitere Schritte zu gehen und die Industrialisierung weiter voranschreiten zu lassen.
Dafür sprach auch die hohe Nachfrage nach Arbeitsplätzen in der Industrie, die nach und nach in Amerika „aus dem Boden spross“. Denn durch das hohe Rohstoffvorkommen versuchte man sich selbst an der Produktion von mehr als nur Schienenwaren – und die Folge war, dass man diese auch sehr gewinnbringend ins Ausland verkaufte. Da die Industrie selbst aber noch Neuland für viele Menschen in Amerika war, mussten Anreize her, um das Interesse an dieser zu stärken. Diese Anreize zeigten sich in verlockenden Löhnen, aber auch in anderen Vorteilen wie kostenlosem Land und auch Häuser und Orte zum Leben.
Das Konzept funktionierte und so wuchsen anfangs kleine und unscheinbare Industrieörtchen wie New York, Philadelphia und Chicago rasant schnell an. Man musste also handeln, indem man mehr Raum zum Leben, jedoch auch mehr Platz zum Arbeiten schuf: Man begann schließlich gezielt in die Höhe zu bauen, was nicht nur das Aussehen der Städte, sondern auch Amerika selbst veränderte. Denn hier entstanden die ersten Wolkenkratzer der Welt. Als Vorbilder dienten übrigens die Pyramiden und Bauwerke der alten Ägypter.
Vom „Wilden Westen“ zur größten Wirtschaftsmacht der Welt
Amerika wuchs, was die Bevölkerungs- und Industriedichte anging, enorm schnell an. Das wiederum begünstigte eine rasende Industrialisierung. Weiterhin wurde diese durch eine sehr starke Verstädterung und durch eine hohe Migration begründet. Zum Beginn des 20. Jahrhunderts waren die Geschichten vom „Land der unbegrenzten Möglichkeiten“ so verlockend, dass mehr als fünf Millionen Menschen – überwiegend aus Europa – in die Vereinigten Staaten von Amerika auswanderten. Für das vorher ferne und unscheinbare Land im fernen Westen der Welt änderte sich mit der Industrialisierung also viel.
Binnen weniger Jahren wurde der sagenumwobene „Wilde Westen“ zu einer Nation, die wirtschaftlich und politisch von größter Bedeutung war. Amerika trat aus dem Schatten des einst so mächtigen Europas und war plötzlich ebenbürtig. Doch man ersehnte sich mehr. Mit den neuen Einwohnerzahlen baute man nicht nur die Industrie weitgehend aus, sondern auch den Handel. Man investierte in neuere und bessere Technologien und erschloss eigene Handelswege. Bereits Anfang des 20. Jahrhunderts übertraf die industrielle Produktion Amerikas die europäische bei Weitem. Somit entwickelte sich Amerika in den folgenden Jahren zu einer der größten Weltwirtschaftsnationen und hängte Nationen wie Deutschland, Frankreich und auch Spanien nach und nach ab.
Wunsch nach Autarkie
Zudem wurde Amerika unabhängig und strebte es verstärkt an, sich so weit es geht selbst zu versorgen. Man setzte auf billige aber hochwertige Nahrung, auf bezahlbare Kleidung und mehr, wobei alles stets so weit es machbar war in den Vereinigten Staaten selbst produziert wurde. Amerika war es auch, das die Fließbandproduktion zur Arbeitsoptimierung einführte. Ein System, das schließlich weltweit kopiert wurde. Der Export bekam eine größere Rolle als der Import und schließlich erreichte Amerika die Position der größten Wirtschaftsmacht der Welt – eine Position, die man bisher immer noch einhält.