Industrialisierung in Asien
Die weltweite Industrialisierung veränderte nach und nach die Welt. Während Kontinente wie Amerika und Europa allerdings bereits im 18. Jahrhundert die vorbildlichen Vorreiter waren, zog Asien erst im 20. Jahrhundert nach. Das erste nicht-westliche und asiatische Land, das sich industrialisierte war seiner Zeit Japan. Grund hierfür war das Isolationsende Japans im 19. Jahrhundert, das durch die westlichen Großmächte erzwungen wurde. Nachdem die sogenannte Tokio-Dynastie schließlich zerfallen war und Japan als weltoffen galt, folgte ein Bürgerkrieg, der die Absetzung des letzten Shoguns bewirkte. 1868 übernahm schließlich der blutjunge Kaiser Mutsuhito die Macht und kurbelte neue Zeiten an.
Diese Zeiten werden heute oft sowohl als Restauration als auch als Revolution bezeichnet. Denn während dieser Zeit veränderten die Japaner ihren Blick auf die Welt und auf den fernen Westen, der sich so schnell und stark verändert hatte. Eine Entwicklung, die den Japanern „Angst“ bereitete, weshalb sie sich vornahmen gemeinsam mit dem Westen zu wachsen. Ziel war es, ganz den westlichen Vorbildern nach, zur führenden Macht in Asien zu werden. Diese Zeit wird in Asien übrigens oft als Meiji-Zeit (zu Deutsch: Zeit der erleuchteten/aufgeklärten Regierung) genannt. Diese endete offiziell mit dem Ableben des Kaisers im Jahre 1912.
Nach dem Vorbild des Westens – Industrialisierung in Japan und Asien
Während der Reformation und Anpassung, und somit auch während der ersten Schritte zur Industrialisierung, konnte Japan zu seinem Vorteil beachtliche und bereits vorliegende Fortschritte in den Bereichen des Handels, des Handwerks und der vorindustriellen Textilproduktion für sich nutzen. Trotzdem richtete man sich weiterhin und stärker an das westliche Vorbild. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts reisten ausgewählte japanische Delegationen immer wieder nach Europa und in die Vereinigten Staaten, um dort Eindrücke zu gewinnen und diese auf die asiatischen und japanischen Standards umwirken zu können.
In Folge setzte die Industrialisierung in Japan endgültig ein. Dabei setzte man auf neue Projekte und Techniken, die nach westlichem Vorbild vorgingen. Allerdings übernahm man westliche Techniken und Maschinen nicht stumpf und 1 zu 1, sondern verbesserte und optimierte sie zeitgleich. Das war einer der Gründe, warum Japan schnell im Westen an Ansehen gewann – und das blieb in China, Indien, Thailand, Taiwan und Malaysia nicht unbemerkt. In Folge zog vor allem China langsam nach und schaute sich das westliche Vorbild ebenfalls genauer an.
Der nächste Schritt
Der nächste Schritt in Richtung Industrialisierung wurde aber dennoch erneut in Japan begangen. Denn aufgrund der Grundbesitzer- und Steuerreformen verloren viele ärmliche Kleinbauern ihren ländlichen Besitz, was die Rufe nach neuen Arbeitsplätzen laut werden ließ. Gestillt werden konnten diese Rufe durch die Industrie, die sich damals – um das Jahr 1872 herum – bereits im Wachstum befand.
Nur wenige Jahre später hatte Japan in Sachen Industrialisierung stark aufgeholt und konnte, wenn es um den Bereich der Textil- und Schwerproduktion ging, mit der westlichen Konkurrenz mithalten. Zu dieser Zeit hinkten andere asiatische Länder wie China, Indien und Co. noch deutlich hinterher. Das sollte sich aber, vor allem im Bezug auf China, schnell ändern.
Der industrielle Kampf zwischen China und Japan
China strebte ebenfalls nach der asiatischen Führung und versuchte sich nach dem westlichen und auch japanischen Vorbild weiterzuentwickeln und zu industrialisieren. Allerdings konzentrierte man sich hier lange Zeit eher auf die Stahlindustrie, in der China bereits seit der Song-Zeit (um das Jahr 1080 herum) versierte Erfahrungen gesammelt hatte. Damals produzierte man in China bereits weit mehr Stahl als in allen anderen westlichen Ländern.
Jedoch machte Japan China mit der Eroberung der Mandschurei einen Strich durch die sprichwörtliche Rechnung. Denn so sicherte sich die asiatische Großmacht direkten Zugang zu Eisenerz und Kohle und „sperrte“ China und den Rest Asiens sozusagen aus. Trotzdem konnte China durch seine hohe Stellung in der Volkswirtschaft profitieren, die man bereits seit Jahrhunderten seiner Porzellanproduktion wegen besetzte. Aufgrund der japanischen Besetzungen und dem Ende der strahlenden Qing-Zeit war China zur Zeit der ersten Schritte der Industrialisierung in Asien jedoch erst einmal auf dem Weg zu einem der ärmsten Länder der Welt. Während der folgenden Jahre zerfiel China, aufgeteilt unter den Großmächten, zunehmend.
Erst nach dem Bürgerkrieg im Oktober 1949 gewann China wieder an Selbstvertrauen und Stärke und stellte die nationale Gemeinschaft wieder her. 1953, und somit erst im 21. Jahrhundert, folgte auch China dem westlichen Vorbild und entwickelte nach sowjetischen Modellen eine stark forcierte Schwerindustrie. Dadurch, dass jeglicher Gewinn zu Beginn aber ausschließlich in die ins Auge gefasste Industrialisierung Chinas floss, brach die geschwächte Landwirtschaft schließlich zusammen. Ein Opfer, das China aber mit Blick auf das industrielle Wachstum in Kauf nahm. Man begann damit die „ausgestorbenen“ Dörfer mit kleinen Fabriken zu beleben, wobei man das westliche Modell komplett außer Acht ließ.
Einen Schritt, den China allerdings Jahre später mit der größten Hungersnot bezahlen musste, die weltweit bisher verzeichnet wurde. Dieser fielen um das Jahr 1959 herum etwa 40 Millionen Menschen in China zum Opfer.
Volksaufstand und Mao Zedong
Es folgte ein massiver Volksaufstand, angeführt vom Politiker Mao Zedong, der nach dieser schließlich die Herrschaft in China übernahm. Schlussendlich war es Mao Zedong, der das westliche Industrialisierungsprogramm wieder aufnahm, es aber intelligent an die industriellen Eigenarten von China anpasste. Zwei Jahre nachdem Mao Zedong 1976 verstorben war, übernahm wieder der vorherige Herrscher Deng Xiaoping die Macht.
Allerdings verfolgte dieser Mao Zedongs Streben weiter und somit auch das Ziel, die Wirtschaft gezielt aber realistisch auszubauen. Ein Konzept, das erst schleppend und seit Mitte der 80er Jahre schließlich verstärkt in China aufzugehen scheint. Seitdem wächst die Wirtschaft Statistiken nach jährlich um rund zehn Prozent. Kritisiert wird hierbei vor allem von westlicher Seite immer wieder die starke Umweltverschmutzung, die ebenfalls von Jahr zu Jahr steigt.
Die kleinen Trittbrettfahrer der Industrialisierung in Asien – Thailand, Malaysia, Taiwan und Co
Indien beschritt seinen Weg in die Industrialisierung zeitiger als China, etwa zeitgleich mit Japan im 19. Jahrhundert. Da Indien zur Zeit der industriellen Revolution jedoch verstärkt unter dem Einfluss der Briten stand, welche die Industrialisierung Indiens weitgehend unterdrückten, gingen diese nur kleine Schritte. Denn die Briten wollten erreichen, dass Indien so weit es machbar war nur mit Großbritannien Handel betrieb. Daher entwickelte sich die indische Industrie sehr langsam und umfasste lange Zeit nur kleine Betriebe mit veralteten Techniken, die einfachste und minderwertige Waren zu relativ hohen Preisen produzierten, die für England und den Rest der Welt damals eher uninteressant waren.
Erst mit der Unabhängigkeit Indiens Mitte des 20. Jahrhunderts ging das Land der Industrialisierung mit großen Schritten entgegen. Es dauerte allerdings noch Jahre, bis Indien sich so weit an die industrielle Revolution angepasst hatte, dass es für den Im- und Export tatsächlich interessant wurde. Schließlich begann mit den 90er Jahren nach und nach die Liberalisierung der indischen Wirtschaft.
Andere asiatische Länder
Andere Länder Asiens, etwa Taiwan, Südkorea, Malaysia, Thailand und Indonesien sowie die beiden Stadtstaaten Hongkong und Singapur zeigten und zeigen nach wie vor eher geringes Interesse an einer gezielten Industrialisierung. Trotzdem blieben der Fortschritt und dessen Vorteile von diesen nicht unbemerkt. Thailand, Südkorea und Co. profitieren vor allem durch eine hohe Arbeitsethik, verbanden diese aber überwiegend mit niedrigen Produktionskosten und geringen Löhnen.
Diese verlockten nicht nur asiatische Großmächte wie Japan und China dazu, in den günstigeren Teilen Asiens zu produzieren, sondern auch viele westliche Länder. Jedoch passen sich die Löhne und auch die Arbeitsumstände seit Jahren, wenn auch nur sehr langsam und minimal, an die der westlichen Welt an.