Industrialisierung Zusammenfassung
Die Zeit der Industrialisierung lohnt eine genaue Betrachtung. Immerhin haben sich viele Technologien aus dieser Zeit heraus entwickelt. Die heutige Welt wäre ohne die Industrialisierung absolut nicht denkbar. Grundsteine für die technische Entwicklung wurden zu dieser Zeit gelegt. In der zweiten Hälfte nahm die Industrialisierung in England ihren Anfang. Doch auch Deutschland spielte eine nicht unwesentliche Rolle in diesem Zusammenhang.
Die Ursprünge
Dass England der Vorreiter der Industrialisierung war, hat mit verschiedenen Faktoren zu tun. Zum einen wurden die Herrschaftsformen hier schon relativ früh, Mitte des 18, Jahrhunderts, gelockert. Der Absolutismus wurde aufgehoben, auch ein Zunftzwang bestand schon nicht mehr. Das hatte den Vorteil, dass ein weitgehend freier Handel entstehen konnte. Die Menschen konnten technische Neuerungen auf den Weg bringen.
Eine besonders wichtige Erfindung gelang sogar schon Anfang des 18. Jahrhunderts durch Thomas Newcomen. Die Rede ist hier von der Dampfmaschine. Allerdings wurde sie erst 1769 durch James Watt entscheidend weiterentwickelt, sodass sie von nun an ein wichtiges Antriebsinstrument war. Doch nicht nur die gelockerte Staatsform war maßgeblich dafür verantwortlich, dass England auch als Mutterland der Industrialisierung bezeichnet werden kann.
Auch die Infrastruktur spielte hier eine wichtige Rolle. In England wurde die Dampflokomotive erfunden, sodass von nun an Waren über ein schon gut ausgebautes Schienennetz durch das Land transportiert werden konnte. Außerdem wurde in England schon früh Wert auf den Ausbau von Kanälen und anderen Wasserwegen gelegt. Aufgrund der Insellage war man hier auch ein Stück weit dazu gezwungen.
England als Weltmacht
Weiterhin darf man nicht vergessen, dass England zur damaligen Zeit eine absolute Weltmacht war. Sie konnten wirtschaftliche Konkurrenz recht leicht mit ihrer großen Kriegsflotte unterdrücken. Außerdem hatten sie viele Handelsschiffe, die wertvolle Rohstoffe aus den eigenen Kolonien nach England bringen konnten. Besonders die wachsende Nachfrage nach Textilien bescherte England einen großen Reichtum. Denn auch an günstigen Arbeitskräften bestand kein Mangel. Viele Bauern konnten aufgrund der technischen Fortschritte mit ihren herkömmlichen Anbauverfahren und den althergebrachten Arbeitsmethoden nicht mehr genug Geld verdienen. So zogen immer mehr von ihnen in die Stadt, um Arbeit in einer Fabrik anzunehmen.
Industrialisierung in Deutschland
Wie bereits beschrieben, wurden in England die entscheidenden Anfänge für die industrielle Revolution gelegt. In Deutschland kam dieser Prozess etwas später. In Russland beispielsweise dauerte dieser Schritt noch länger. Und letztlich ist die Industrialisierung bis heute nicht in allen Teilen der Welt wirklich angekommen.
Um die Wende zum 19. Jahrhundert war die Industrialisierung in England schon in vollem Gange, doch im heutigen Gebiet der Bundesrepublik Deutschland gestaltete sich dieser Fortschritt noch als sehr schwierig. Das lag vor allem daran, dass Deutschland zur damaligen Zeit aus zahlreichen kleinen Einzelgebieten bestand. Zollbestimmungen machten es praktisch unmöglich, einen florierenden Handel aufzubauen. Darüber hinaus wurden die Staaten absolutistisch regiert. Das hauptsächlich durch Landwirtschaft erwirtschaftete Geld wurde für kostspielige Höfe und große Heere ausgegeben. Der Adel konnte seinen Reichtum letztlich nur halten, in dem die Landwirtschaft weiter bestand hatte.
Umbruch durch Napoleon
Begonnen hat die Industrialisierung im heutigen Deutschland schließlich um 1800. Zu dieser Zeit lebten nur noch rund 20% der Bevölkerung Sachsens auf dem Land. Die anderen waren in die Städte gezogen, um Arbeitsplätze in der Industrie zu suchen. Ein richtiger Umbruch kam dann 1803 durch Napoleon. Die Eroberungen und Kriege lösten die vielen Staaten teilweise auf. Außerdem standen Staaten unter Napoleon unter einem gehörigen Modernisierungsdruck. Nicht zuletzt deshalb wurde Chemnitz zu dieser Zeit ein wichtiges Zentrum der Industrie. Die Lücke zu England konnte so recht schnell geschlossen werden. In dieser Zeit wurde auch der Zollverein gegründet, der das Handeln unter den deutschen Staaten erleichterte. Auch die Aufhebung der Zünfte war ein wichtiger Schritt.
Weiterhin sollten Bauern nicht mehr so stark an ihre Lehensherrn gebunden sein. So konnten größere Ackerflächen zusammengelegt und gemeinsam bewirtschaftet werden. Dies erhöhte die Produktionskapazität. In Preußen wurden manche Dinge sogar finanziell vom Staat gefördert, sodass die Industrialisierung nun noch schneller voranschritt. Ende des 19. Jahrhunderts kann allerdings von einer echten Wirtschaftskrise gesprochen werden. Denn die Gründung des Nationalstaates 1871 begünstigte die Industrialisierung zunächst, weil es beispielsweise keine Zollbeschränkungen mehr gab. Aber auf der anderen Seite gründeten sich zu dieser Zeit auch viele Firmen, die sich nicht halten konnten, weil die Konkurrenz im eigenen Land einfach zu groß wurde. Viele versuchten, sich mehr auf bestimmte Gebiete zu konzentrieren. So wurde die Forschung, auch an Hochschulen, vorangetrieben.
Neuen Aufschwung erfuhr die deutsche Wirtschaft, als in England beschlossen wurde, dass ausländische Ware speziell gekennzeichnet werden müsse. Ursprünglich war der Gedanke dabei, dass minderwertige Ware schnell erkannt werden kann. Doch bald stellte sich heraus, dass Güter aus Deutschland eine gute Qualität haben. Damit wurde das Siegel „Made in Germany“ zu einem Qualitätsmerkmal. Deutschland als moderner Industriestaat hatte seinen Anfang erfahren.
Kritische Betrachtung
Auch wenn die Industrialisierung ohne Zweifel viele Vorteile gebracht hat, sollte man einige kritische Momente nicht gänzlich außer Acht lassen. Denn die Folgen für die Umwelt, die durch die Fabriken entstanden sind, hat man erst sehr viel später festgestellt. Außerdem bewirkt der technische Fortschritt, der auch heute immer noch anhält, zunehmend, dass viele Arbeiten von Maschinen geleistet werden können. Menschen werden in einigen Produktionsschritten immer entbehrlicher. Dies führt zu Arbeitslosigkeit.
Darüber hinaus ist auch die Massenproduktion durchaus als Problem zu sehen. Zum einen ist es für den Endverbraucher von Vorteil, dass viele Dinge in großen Mengen und damit sehr günstig produziert werden können. Doch der Wettbewerb wird dadurch immer weiter befeuert. Damit ein Anbieter den günstigsten Preis liefern kann, muss an einigen Stellen gespart werden. Also werden häufig Rohstoffe minderer Qualität verwendet oder aber Dinge im Ausland produziert, wo die Arbeitskräfte sehr schlecht bezahlt werden.