Referat Industrialisierung
Als Industrialisierung wird die Einführung und Verbreitung von industriellen und maschinellen Produktionsweisen zur Erstellung von Waren und Dienstleistungen bezeichnet. In der Regel schwindet dabei der Anteil der agrarischen Fertigungen im Vergleich zu den industriellen Erzeugnissen. Die Industrialisierung hatte ihren Anfang in England. Wegen der Veränderung der Lebensweisen für die gesamte Gesellschaft wird deshalb auch der Name Industrielle Revolution verwendet. Im Folgenden soll auf die Geschichte der Industrialisierung mit dem Schwerpunkt auf England eingegangen, Veränderungen für die Wirtschaft, die Gesellschaft und das Individuum herausgearbeitet und die gegenwärtige Bedeutung aufgezeigt werden, um die Bedeutung der Industrialisierung sichtbar zu machen und sie in einem Zusammenhang zur Gegenwart zubringen.
Die Anfänge der Industrialisierung
Die Industrialisierung ist als ein Prozess zu verstehen, der durch viele Faktoren beeinflusst wurde. Deshalb ist die Industrialisierung am besten im geschichtlichen Zusammenhang zu erklären. Anhand der Industrialisierung in England kommt dies besonders stark zum Ausdruck. Bereits im 18. Jahrhundert machte die Industrialisierung auf den britischen Inseln erhebliche Fortschritte.
Die Gründe sind hierfür in politischen und gesellschaftlichen Veränderungen zusehen. So verschwand der Absolutismus, der Zunftzwang wurde aufgelöst und die Grundherrschaft in großen Teilen des Landes abgeschafft. Dadurch resultierte ein größerer und vor allem freier Handel, welcher mehr Kapitalbildung und technische Entwicklungen ermöglichte. Hierbei gehört zum Industrialisierungsprozess in England, dass zu Beginn des 18. Jahrhunderts die Bewirtschaftung der Äcker und neue Methoden beim Anbau zu einem Anstieg der landwirtschaftlichen Produktion führte.
Dadurch und durch neue medizinische Erkenntnisse wurde der Lebensstandard der englischen Bevölkerung erheblich verbessert. So konnte sich die Bevölkerung Englands fast verdoppeln. Durch den Anstieg in der Bevölkerung stieg die Nachfrage nach gewerblichen Gütern rapide an.
Wichtige Erfindungen
Besonders Textilien wurden stark nachgefragt. Mit der Erfindung der Spinnmaschine Spinning Jenny durch James Hargreaves im Jahr 1764 ließ sich die immense Nachfrage nach Textilien befriedigen. Es folgten weitere Erfindungen, sodass man im 19. Jahrhundert mit einer Spinnmaschine soviel Wolle bearbeiten konnte wie 200 Arbeiter mit der Hand.
Neben der Spinning Jenny gilt besonders die Erfindung der Dampfmaschine als Wegbereiter für die Industrialisierung. Die erste verwendbare Dampfmaschine wurde 1712 von Thomas Newcomen erfunden. Mit der Dampfmaschine konnte man so nun wesentlich einfacher und effizienter Güter produzieren. Besonders im Kohle- und Bergbau fand die Dampfmaschine Verwendung. Dadurch ließ sich tiefer nach Kohle graben, was zu einer erhöhten Förderung führte. Dies wiederum bedeutete für mehr Menschen Zugang zur Kohle.
Für die Industrialisierung in England war auch die Eisenbahn von großer Bedeutung. Denn durch die Erfindung der Lokomotive schrumpften die Distanzen und Waren konnten somit überregional angeboten werden. Zudem ließen sich durch die Eisenbahn größere Mengen transportieren als mit Pferd und Wagen. Durch die Verlagerung der Wirtschaft auf industrielle Produktionsweisen und effizientere Anbaumethoden in der Landwirtschaft wurde Arbeit im agrarischen Sektor weniger. Deshalb suchten immer mehr Menschen Arbeit in den immer stärker wachsenden Fabriken.
Urbanisierung
Dies hatte eine Urbanisierung Englands zur Folge. Städte wie Manchester, Liverpool oder Coventry wuchsen rasant an. Ernährten sich die Menschen in der Zeit vor der Industrialisierung noch hauptsächlich von Eigenerzeugnissen, blieb ihnen dafür nun keine Möglichkeit mehr. Denn in kleinen Wohnräumen war kein Platz für Gemüse oder Nutzvieh. Zudem waren die Arbeitszeiten zu intensiv. Auf die Veränderung für Wirtschaft, Individuum und Gesellschaft soll im weiteren Verlauf des Textes eingegangen werden.
Zusammenfassend über die Geschichte der Industrialisierung in Groß Britannien lässt sich sagen, dass sie eng mit technischen Erfindungen wie die der Dampfmaschine zusammenhängt, neue Anbaumethoden wie die Fruchtwechselwirtschaft sie begünstigten und als Schlüsselindustrie die Textilherstellung gelten kann. Im Zuge der Industrialisierung kam es zu einer Urbanisierung, in welcher die Menschen vom Land in die Stadt zogen, um dort einen Arbeitsplatz zu finden.
Veränderung in Wirtschaft, Gesellschaft und für das Individuum
Die Schritte der Industrialisierung ähneln nahezu immer denen in England und jede nachfolgende Industrialisierung eines Staates baut auch auf den technischen Errungenschaften und Erfindungen der damaligen Zeit auf. So wäre in Deutschland und den USA eine Industrialisierung ohne die Erfindungen der Dampfmaschine oder der Eisenbahn nicht zu denken. Dabei gibt es fast immer eine Schlüsselindustrie. Auch die Veränderungen in Wirtschaft, Gesellschaft und dem Alltag eines Individuum sind stets ähnlich.
Für die Wirtschaft bedeutet Industrialisierung immer, dass die Produktion ansteigt. Schließlich ersetzen und erleichtern Maschinen die Produktion von Gütern. Dadurch lässt sich mehr Ware produzieren und folgerichtig mehr absetzen, was sich in höheren Gewinnen für die Industrie niederschlägt. Zudem verlagert sich der Arbeitsmarkt auf die Industrie, da hier mehr Menschen zur Bedienung der Maschinen und der Verwaltung benötigt werden.
Verbesserung des Lebensstandards
Wirtschaftlich betrachtet führt die Industrialisierung somit zu einer Verbesserung der Bedarfsdeckung der Bevölkerung und zu mehr produzierten Gütern. Für die Menschen bedeutet die Industrie nicht nur einen anderen Arbeitsplatz als in der Landwirtschaft, sondern eine völlig neue Lebensführung. Konnte man sich auf dem Land noch mit Brennstoffen und Lebensmitteln größtenteils selbst versorgen, ist dies in der Stadt nahe den Fabriken kaum noch möglich. Der Arbeiter ist somit immer auf Geld als Tauschmittel angewiesen, um überhaupt überleben zu können.
Zudem spielt entfremdete Arbeit eine bedeutende Rolle. Denn in den großen Fabriken wird dem Arbeiter oft nicht ersichtlich, was er überhaupt produziert. Schließlich ist er nur für wenige Handgriffe zum Bedienen einer Maschine zuständig. Jedoch bedeutet die Arbeit an einer Maschine weniger körperliche Betätigung als Produktion mit der Hand.
Die Industrialisierung hat daneben für einen gesellschaftlichen Umbruch gesorgt. Früher waren die Bauern dem Adel untergeben, während sie in den Fabriken als Arbeiter bei einem Unternehmer angestellt sind. Somit hat die Industrialisierung auch zum Niedergang des Adels seinen Teil beigetragen. Hierdurch wurden besonders die Fabrikbesitzer als Arbeitgeber und Steuerzahler immer wichtiger. Begrifflichkeiten wie Arbeitgeber und Arbeitnehmer konnten somit erst durch die Industrialisierung entstehen.
Industrialisierung heute
Die Industrialisierung ist gegenwärtig noch längst nicht abgeschlossen. Gerade an China lässt sich das Ausmaß und auch die Vor- und Nachteile einer industrialisierten Gesellschaft erkennen. Große Teile Asiens treiben die Industrialisierung voran und auch in Afrika wird versucht, Grundlagen für Industrialisierung zu schaffen.
Auf Europa bezogen, lässt sich sagen, dass die Industrialisierung zu mehr Wohlstand geführt hat. Zum einen liegt es daran, dass die Bedarfsdeckung gestiegen ist und durch die Industrialisierung viele Arbeitsplätze entstanden sind. Zum anderen ist die Arbeit erheblich einfacher geworden. Niemand braucht dank des Einsatzes von Maschinen schwere Arbeiten verrichten.
Dennoch ist dadurch zu erkennen, dass immer mehr Arbeitsplätze in der Industrie durch Maschinen ersetzt werden und der Mensch zur direkten Herstellung von Produkten kaum noch benötigt wird. Vielmehr ist die Aufgabe des Menschen nun, zu verwalten oder instand zuhalten. Somit führt die Industrialisierung permanent zu Veränderungen innerhalb der Gesellschaft und stellt den Menschen vor neue Probleme.
Stärkung der Rechte
Doch mit der Industrialisierung kamen nicht nur mehr Güter auf die Märkte und die Bedeutung der Unternehmer wuchs, sondern auch die Rechte des Einzelnen wurden gestärkt. Viele politische Prozesse wären ohne die Industrialisierung kaum möglich gewesen, sodass man hoffen kann, dass die Menschheit auch in Zukunft auf die Fragen der Zeit wie Umweltverschmutzung und Arbeitslosigkeit eine Antwort findet. Denn die Industrialisierung ermöglichte bisher eine Verbesserung der Lebensqualität in allen Staaten. Durch immer wieder neue Maschinen, welche effektiver Arbeiten und den Produktionsprozess vereinfachen, wird deutlich, dass die Industrialisierung selbst in hochentwickelten Ländern noch kein Ende gefunden hat.
Neue Technologien werden auch in Zukunft erfunden und finden Zugang in das Leben jedes Einzelnen. Erfindungen wie die Glühbirne, das Telefon oder das Internet haben gezeigt, dass die Industrialisierung auch auf dieser Ebene viele Verbesserung mit sich bringen kann.