Anschläge von Oslo
Die Anschläge von Oslo und Utoya am 22.Juli 2011 haben nicht nur die Norweger tief erschüttert, sondern in der ganzen Welt Bestürzung ausgelöst. Insgesamt kamen in Oslo und auf der Insel Utoya 77 Menschen ums Leben, davon 8 in Oslo. Der rechtsextreme Attentäter, Anders Behring Breivik, wurde im August 2012 zu 21 Jahren Haft mit anschließender Sicherungsverwahrung verurteilt.
Bombenanschlag in Oslo
Am Freitag, dem 22.Juli 2011 explodierte um 15.15 Uhr MESZ in der Nähe des Öl-und Energieministeriums und eines Bürogebäudes in der Innenstadt von Oslo eine Bombe. Bei dem Bürogebäude handelte es sich um ein 17-stöckiges Hochhaus, in dem sich auch das Büro von Ministerpräsident Stoltenberg befand. Die Bombe auf Basis von 950 Kilogramm ANFO (Ammoniumnitrat und Dieselöl), die der Täter Breivik selbst hergestellt hatte, war in einem VW-Crafter Kleintransporter versteckt. Mehrere Gebäude wurden bei der Explosion stark beschädigt, auf einer Etage des Öl-und Energieministeriums brach ein Feuer aus. Acht Menschen verloren ihr Leben und viele weitere wurden zum Teil schwer verletzt. Bereits wenige Stunden nach der Explosion gelang es der Polizei, den Führer des VW-Crafter Kleintransporters, den Norweger Anders Behring Breivik, ausfindig zu machen. Zu diesem Zeitpunkt befand Breivik sich bereits mit einem zweiten Fahrzeug, einem Fiat Doblò, auf dem Weg zur etwa 30 Kilometer von Oslo entfernten Insel Utoya.
Anschlag auf der Insel Utoya
Der Anschlag auf der bei Norwegern sehr beliebten Ferieninsel Utoya begann nur zwei Stunden nach der Bombenexplosion in der norwegischen Hauptstadt. Die Insel liegt 30 Kilometer von Oslo entfernt im drittgrößten Binnensee Norwegens, im Tyrifjord. Zum Zeitpunkt des Amoklaufs befanden sich etwa 560 Jugendliche und ihre Betreuer auf der Insel, in einem Feriencamp der Jugendorganisation der sozialdemokratischen Arbeiterpartei AUF. Der Täter setzte um etwa 17 Uhr MESZ mit einer Fähre zur Insel über und erreichte diese um 17.15 Uhr. Nur wenige Minuten später begann er mit der gezielten Tötung von Menschen. Am Tattag trug Breivik eine Polizeiuniform sowie eine schusssichere Weste, weshalb die Jugendlichen auf der Insel keinen Verdacht schöpften, als er sie unter dem Vorwand zusammen rief, sie mit aktuellen Informationen über den Bombenanschlag in Oslo zu versorgen, von dem man auf Utoya nur über das Radio gehört hatte. Ohne Vorwarnung begann er die Jugendlichen gezielt aus kurzer Entfernung zu erschießen. Augenzeugen berichteten später, dass er auch am Boden liegende Verwundete gezielt mit Kopfschüssen tötete. Auch auf Jugendliche, die versucht hatten sich ins Wasser zu retten, schoss er. 150 Jugendliche konnten später aus dem See gerettet werden. Bis circa 18.35 Uhr schoss der Täter auf die wehrlosen Opfer und tötete 68 Menschen. Eine weitere Person erlag wenige Tage später ihren Verletzungen. Um 18.35 Uhr erreichte eine Anti-Terror-Einheit die Insel, von der Breivik sich widerstandslos festnehmen ließ. In seiner späteren Vernehmung gestand er beide Anschläge, sah sich jedoch nicht schuldig im strafrechtlichen Sinne, da er seiner Ansicht nach für das Wohl Norwegens gehandelt hatte. Spätere ärztliche Untersuchungen ergaben, dass Breivik während der Anschläge unter Einfluss von Drogen stand.
Der Täter: Anders Behring Breivik
Noch am Tag des Attentats wurde der 1979 geborene Anders Behring Breivik festgenommen und legte ein umfassendes Tatgeständnis ab. Laut eigener Aussage hatte er die Gründe für seine Tat in einem 1500 Seiten umfassenden Pamphlet verfasst. Er gab an, Norwegen gegen den Islam und den Kulturmarxismus verteidigen und die regierenden Sozialdemokraten bestrafen zu wollen, da sie seiner Ansicht nach für einen „Massenimport von Moslems“ nach Norwegen verantwortlich seien. Auch die ehemalige norwegische Ministerpräsidentin, Gro Harlem Brundtland, hatte sich am Tag des Attentats auf der Insel aufgehalten. Da Breivik die Insel später erreichte als ursprünglich von ihm geplant, hatte diese die Insel jedoch bereits verlassen, als Breivik mit der Fähre anlegte. Breivik hatte Brundtland in Internet-Foren mehrfach als „Landesmörderin“ bezeichnet und wollte auch sie töten, da er sie für die Immigrationspolitik Norwegens verantwortlich machte. Er war Mitglied in verschiedenen rechtspopulistischen Organisationen sowie im Sportschützenverein von Oslo. Außerdem war er in den rechtsextremen Onlineforen nordisk.nu und Document.no aktiv. Auch am Aufbau eines Ablegers der islamfeindlichen English Defence League (EDL) beteiligte er sich und gab später an, intensive Kontakte zur EDL gehabt zu haben, was jedoch vom EDL-Chef Stephen Yaxley-Lennon bestritten wurde. Unter einen Pseudonym veröffentlichte Breivik einen auf englisch verfassten Text mit dem Titel „2083: A European Declaration of Independence“ (dt.: 2083: Eine europäische Unabhängigkeitserklärung). Auf der Titelseite trug diese Schrift ein Kreuz des Templerordens. Vor den Anschlägen in Oslo und auf Utoya verschickte er dieses „Manifest“ an über 1000 E-Mail-Empfänger. Hier befasst er sich eingehend mit der seiner Ansicht nach bestehenden Bedrohung Europas durch Kulturmarxisten und kapitalistische Globalisten. In großen Teilen ist Breiviks „Manifest“ aus Texten von konservativen und islamfeindlichen Webseiten zusammen kopiert. Zudem veröffentlichte Breivik wenige Stunden vor Beginn der Anschläge ein zwölf Minuten langes Video im Internet. Hier stellt er sich selbst als „Commander“ einer Nachfolgeorganisation der Tempelritter vor. Spätere Ermittlungen ergaben jedoch, dass eine solche Organisation nicht existiert.
Prozess und Urteil
Während einer Tatortbegehung auf Utoya, die drei Wochen nach den Anschlägen stattfand, half Anders Behring Breivik der Polizei bereitwillig bei der Rekonstruktion des Tathergangs, zeigte jedoch keinerlei Reue. Der Prozess gegen ihn begann am 16.April 2012, die Anklage lautete auf Terrorismus und mehrfachen vorsätzlichen Mord. Breivik wurde in einem ersten Gutachten als unzurechnungsfähig eingestuft, jedoch wurde diese Einschätzung von einem zweiten Gutachten widerrufen. Während des Prozesses schien Breivik um ein souveränes Auftreten bemüht zu sein, schockierte die Angehörigen der Opfer jedoch immer wieder dadurch, dass er zu Beginn jedes Prozesstages die geballte Faust in die Luft streckte. Ein norwegisches Gericht verurteilte Anders Behring Breivik am 24.August 2012 zu 21 Jahren Gefängnis mit anschließender Sicherungsverwahrung. Dies stellt in Norwegen die höchstmögliche Strafe dar.