Abraham Lincoln
Abraham Lincoln (geb. 12. Februar 1809; gest. 15. April 1865) zählt zu den bedeutendsten Präsidenten in der Historie der Vereinigten Staaten. Während seiner Amtsperiode von 1861 bis 1864 führte die Proklamation zur Sklavenbefreiung zum Ende des vor allem noch in den Südstaaten rege betriebenen Sklavenhandels. Als gemäßigter Gegner der Haltung von Leibeigenen bekannt, hatte bereits seine Wahl zum 16. Präsidenten der USA vor allem im Süden Amerikas für Unruhen gesorgt. Den daraus resultierenden Bürgerkrieg konnte Lincoln für sich entscheiden und folglich die Union der Nord- und Südstaaten wiederherstellen. Die Präsidentschaft nach seiner Wiederwahl im Jahre 1864 konnte Abraham Lincoln nur noch kurze Zeit ausüben. Am 14. April 1865 wurde der erste Republikaner im Weißen Haus während eines Theaterbesuches in Washington D.C. von einem Sympathisanten der Südstaaten angeschossen. Lincoln erlag der schweren Kopfverletzung einen Tag später und wurde damit zum ersten amerikanischen Präsidenten, der sein Leben als Folge eines Attentats verlor.
Abraham Lincoln: Das Leben
Geboren wurde Abraham Lincoln am 12. Februar 1809 bei Hodgenville im heutigen Bundesstaat Kentucky. Seine Eltern Thomas und Nancy Lincoln waren Einwanderer aus Virginia und gläubige, praktizierende Baptisten. Die Vorfahren Lincolns stammten ursprünglich aus Wales in Großbritannien. Ihren Lebensunterhalt bestritt die Familie Lincoln mit dem Betrieb einer kleinen Farm. Die ablehnende Haltung seines Vaters gegenüber der Sklaverei veranlasste die Lincolns im Jahre 1816 nach Little Pigeon Creek in den sklavenfreien Bundesstaat Indiana zu ziehen. Im Alter von neun Jahren verlor Abraham Lincoln seine Mutter auf tragische Weise an den Folgen einer Brucellose, einer durch Bakterien verursachten Infektionskrankheit. Zurück blieb er mit seinem Vater und seiner älteren Schwester Sarah, ein jüngerer Bruder war bereits kurz nach der Geburt verstorben. 1819 heiratete Thomas Lincoln ein zweites Mal und ehelichte die Witwe und dreifache Mutter Sarah Bush Johnston. Als einziger leiblicher männlicher Nachkomme unterstützte der spätere Präsident der USA seinen Vater bis ins Erwachsenenalter bei Farmerarbeiten.
Vom Farmer zum Parlamentarier
In der rauen Umgebung der Farm lernte Abraham Lincoln das harte Pionierleben kennen. Die sogenannte Frontier, an der er aufwuchs, bildete zudem auch die Grenze zu den Territorien der Indianer, die immer weiter in den Westen gedrängt wurden. Nach einem weiteren Umzug seiner Familie nach Macon County in Illinois verließ Abraham Lincoln die Farm des Vaters und zog nach New Salem. Seinen Lebensunterhalt bestritt er dort unter anderem als Flößer, Landvermesser und Kaufmannsgehilfe. Trotz mangelnder Schulbildung fiel der junge Abraham Lincoln mit seiner Redegewandtheit auf. Sein Interesse an Politik und seine Debattierfreudigkeit hegten in ihm den Wunsch, eine politische Laufbahn einzuschlagen und ins Repräsentantenhaus gewählt zu werden. 1834 erreichte er bereits sein erstes Mandat und setzte sich im Laufe von vier Legislaturperioden für verbesserte Verkehrswege und den Ausbau des Schulwesens ein. Als Führer der oppositionellen Partei der Whigs formulierte Lincoln erstmals seine Idee, die Sklaverei in allen Staaten abzuschaffen.
Sein Ehrgeiz und sein Wissensdurst wurden zu Initiatoren, um während seiner Tätigkeit als Parlamentarier ein Studium der Rechtswissenschaften zu absolvieren. Als selbstständiger Rechtsanwalt in einer Partnerkanzlei wurde im Jahre 1837 die neue Hauptstadt des Bundesstaates Illinois, Springfield, zur neuen Heimatstadt Lincolns. Nach fünfjähriger Tätigkeit als Anwalt heiratete Lincoln die Tochter eines wohlhabenden Sklavenhalters und Pflanzers aus Kentucky. Unterschiedliche politische Sichtweisen und das ungleiche finanzielle Verhältnis machten die Ehe unstandesgemäß. Um seine finanzielle Situation zu verbessern, legte Lincoln sein Amt im Staatsparlament von Illinois zurück und befasste sich fortan mit Rechtsstreitigkeiten im Eisenbahnwesen. 1846 folgte Lincoln wieder dem Ruf seiner Parteigenossen und ließ sich als Abgeordneter in das US-Repräsentantenhaus wählen.
Abraham Lincoln als Präsident der Vereinigten Staaten
Abraham Lincoln stand Zeit seines politischen Daseins im Konflikt zwischen den Nord- und Südstaaten. Der im Süden beheimatete Pflanzenadel, nicht zuletzt durch Sklavenarbeit reich geworden, hatte seine Macht bisher erfolgreich gegen das drohende Verbot der Sklaverei einsetzen können. Ein Grund hierfür lag in der ungleichen Vergabe der Sitze im Repräsentantenhaus. Die Sitze für Abgeordnete wurden im Verhältnis zur Einwohnerzahl der einzelnen Staaten vergeben. Dabei wurden drei Fünftel der Sklaven, hauptsächlich im Süden beheimatet und nicht wahlberechtigt, in die Einwohnerzahl mit eingerechnet. Folglich stellten die Südstaaten die meisten Abgeordneten und konnten ihre Interessen im Repräsentantenhaus besser vertreten. Auch die Präsidenten stammten stets aus dem Süden der Union.
Damit ergab sich ein wesentlicher Vorteil für den reichen Süden, der zur Zeit Lincolns mit dem Wirtschaftswachstum im Norden eingedämmt werden sollte. Die Uneinigkeit zur Sklavenfrage führte jedoch im Jahre 1854, nach langen Querelen und noch vor der Wahl Lincolns zum Präsidenten, zum sogenannten Kansas-Nebraska-Act. Der Beschluss erlaubte es den Staaten, sich autonom für oder gegen eine Sklavenhaltung zu entscheiden. Innerhalb der Whigs kam es aufgrund der neuen Regelungen zu großen Meinungsverschiedenheiten, die letztendlich zum Zerfall der Partei führten. Abraham Lincoln vertrat in dieser Periode eine gemäßigte Meinung zur Sklavenfrage und kriminalisierte die Sklaverei nicht generell. Diese Gesinnung beruhte nach eigenen Aussagen auf der Duldung einer überschaubaren Sklaverei zur Zeit der Unabhängigkeitserklärung im Jahre 1786. Der Kansas-Nebraska-Act wurde, wie von Lincoln rasch erkannt, nicht zur befriedigenden Lösung des Sklavenproblems.
Die heftige Kritik an der Eigenständigkeit der Staaten in Bezug auf die Sklaverei bewog Lincoln dazu, einen Sitz im Senat anzustreben. Nach anfänglichen Misserfolgen gelang ihm im Jahre 1858 der Einzug in den Senat. Bereits zwei Jahre später wurde Lincoln Spitzenkandidat der Republikaner und im November 1860 nach einem beeindruckenden Wahlkampf zum Präsidenten der Vereinigten Staaten gewählt.
Lincolns Wirken und die Folgen
Unmittelbar nach der Wahl spitzte sich die politische Lage dramatisch zu und endete noch vor Amtsantritt Lincolns in einer Sezession. Ursache für die Loslösung mehrerer Südstaaten war die ständige Kritik der Nordstaaten an der Sklaverei. Zahlreiche Südstaaten fühlten sich in ihrer Lebensweise und Kultur bedroht und traten aus der Union aus. Der drohende Zerfall der Union ließ sich nach Ansicht des neuen Präsidenten Abraham Lincoln nur mit militärischen Schritten verhindern. Auch eine hoffnungsvolle Rede zum Amtsantritt konnte die bevorstehende kriegerische Auseinandersetzung nicht aufhalten. Bereits im April 1861 kam es zum Beschuss von unionstreuen Einheiten durch konföderierte Truppen. Der Bürgerkrieg begleitete die gesamte Amtszeit des Präsidenten bis zu seinem Tod. Mit dem Inkrafttreten der sogenannten Emanzipations-Proklamation legte Abraham Lincoln noch während des Bürgerkrieges am Neujahrstag 1863 einen Meilenstein in der Geschichte der Sklavenbefreiung.
Die konföderierten Staaten wurden darin aufgerufen, ihre Sklaven mit sofortiger Wirkung in die Freiheit zu entlassen. Damit war auch das Kriegsziel der Abschaffung der Sklaverei offiziell proklamiert. Kurz vor Ende der Amtsperiode Lincolns zeichnete sich im Bürgerkrieg bereits ein Sieg des überlegenen Nordens über die konföderierten Staaten ab. Die Hoffnung der Südstaaten auf einen neuen Präsidenten aus ihren Reihen schwand mit der Wiederwahl Lincolns am 8. November 1854. Den kurz danach folgenden Sieg der Union konnte Abraham Lincoln nicht mehr miterleben. Eine Gruppe aus Sympathisanten der Südstaaten hatte es sich zum Ziel gesetzt, den Präsidenten und einige Mitglieder der Regierung zu ermorden. Das Attentat auf Abraham Lincoln verübte der Schauspieler John Wilkes Booth, der noch im selben Monat bei einem Schusswechsel mit seinen Verfolgern ums Leben kam.
Die Regierung unter Abraham Lincoln kann heute als Fundament für den Aufstieg Amerikas zur Weltmacht gesehen werden. Das Streben Lincolns nach einem modernen Industriestaat ebnete den Weg zum wirtschaftlichen Erfolg der Vereinigten Staaten. Zahlreiche Denkmäler, wie beispielsweise das Präsidentenporträt am Mount Rushmore in South Dakota, erinnern an den ruhmvollen 16. Präsidenten der USA. Die originale, handgeschriebene Proklamation zur Sklavenbefreiung wird im amerikanischen Nationalarchiv aufbewahrt.