Benedikt XVI.
Benedikt XVI. wurde am 16. April 1927 in Marktl in Oberbayern geboren. Seit seiner Ernennung zum Papst im Jahr 2005 ist er sowohl Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche, als auch des Staates Vatikanstadt. Vor seiner Zeit als Papst bekleidete er etliche andere Ämter, so war er etwa Dekan des Kardinalkollegiums und Präfekt der Kongregation für die Glaubenslehre. Zu Zeiten Johannes Paul II. war er als dessen rechte Hand bekannt, seine Stimme hatte bei vielen kirchenpolitischen Entscheidungen tragendes Gewicht. Die Konklave, die zu seiner Wahl abgehalten wurde, war mit 26 Stunden von relativ kurzer Dauer. Bereits nach vier Stunden stieg weißer Rauch aus dem Kamin auf und es ertönte der Ruf: „Habemus papam!“ Nach Johannes Paul II. ist Benedikt der XVI. der 265. Papst der römisch-katholischen Kirche.
Frühes Leben und Studienzeit
Sein bürgerlicher Name lautet Joseph Ratzinger und er wurde am 16. April 1927 als Sohn des Gendarmeriemeisters Joseph und der Köchin Maria geboren. Die Taufe fand bereits am selben Tag in der Kirche Oswald in Marktl statt. Seine beiden älteren Geschwister heißen Maria und Georg, wobei Maria bereits verstorben ist. Aufgrund des religiös geprägten Umfelds engagierte er sich früh in der Kirche als Ministrant, auch sein Großonkel, der sowohl Priester als auch Land- und Reichtagsabgeordneter war, hatte großen Einfluss auf ihn. Als Jugendliche besuchte er ab 1939 gemeinsam mit seinem Bruder Georg das erzbischöfliche Studienseminar St. Michael in Traunstein, 1941 wurde er im Alter von 14 Jahren gezwungen, der Hitlerjugend beizutreten. Als 16-jähriger wurde er schließlich gemeinsam mit den anderen Seminarsteilnehmern als Luftwaffenhelfer nach München geschickt. Bereits zu dieser Zeit strebte er das Priesteramt als Berufsziel an. Nachdem er 1944 zur Wehrmacht eingezogen worden war und seine Grundausbildung in der Traunsteiner Infanterie Kaserne abgeleistet hatte, kehrte er nach dem Tod Hitlers und kurzzeitiger Kriegsgefangenschaft in Neu-Ulm nach Traunstein zurück und legte dort das Abitur ab.
Von 1946 bis 1951 erfolgte anschließend sein Studium der katholischen Theologie und Philosophie, das er in Freising und München ableistete. Nach eigenen Aussagen waren es dabei vor allem Werke von Ernst Wiechert, Fjodor Dostojewski, Martin Heidegger und Karl Jaspers die ihn stark prägten, ebenso wie Steinbüchels „Umbruch des Denkens“.
Doktortitel und berufliche Laufbahn an der Universität
Im Juli 1953 promovierte Ratzinger zum Doktor der Theologie, seine Dissertation „Volk und Haus Gottes in Augustins Lehre der Kirche“ hatte das Prädikat summa cum laude erhalten. Nachdem er einige Zeit als Kaplan tätig war, wurde er schließlich 1952 als Dozent an das Freisinger Priesterseminar berufen. 1957 erfolgte seine Habilitation an der anerkannten Ludwig-Maximiliansuniversität in München, die auf starken Widerstand des Dogmatikers Michael Schmaus stieß und auf dessen Einschreiten hin er seine Schrift „Die Geschichtstheologie des hl. Bonaventura“ überarbeiten musste. 2009 wurden schließlich auch die kritisierten Teile dieses Werks veröffentlicht. Infolge war er als Professor an verschiedenen Hochschulen Tätig, darunter auch die Rheinische Friedrich-Willhelms-Universität in Bonn und die Westfälische Wilhelms-Universität in Münster. 1966 wurde er schließlich mit dem Lehrstuhl für Katholische Dogmatik an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Eberhard-Karls-Universität in Tübingen betraut. Auf Basis dieser Vorlesungen verfasste er das Buch „Einführung in das Christentum“. 1969 zog es in schließlich an die Universität Regensburg, wo er Dogmatik und Dogmengeschichte unterrichtete und mit Alma von Stockhausen die Gustav-Siewerth-Akademie gründete.
1976 wurde er zum Vizepräsidenten der Universität und zum Päpstlichen Ehrenprälat ernannt, 1977 folgte seine Ernennung zum Erzbischof. Bereits während des Zweiten Vatikanischen Konzils von 1962 bis 1965 war er zudem als Berater und Redenschreiber des Kölner Erzbischofs Kardinal Frings tätig und wurde von Papst Paul VI. 1963 zum Konzilstheologen ernennt. Bereits zu dieser Zeit machte er sich durch seine reformfreudige Auffassung und den einzigartigen Charakter der von ihm verfassten Reden in Kirchenkreisen einen Namen.
Zeit als Präfekt unter Johannes Paul II
Bereits zu Beginn seiner Papstzeit bestand Papst Johannes Paul darauf, Kardinal Ratzinger zum Präfekten seiner Glaubenskongregation zu ernennen, Ratzingers Zusage erfolgte 3 Jahre später im Jahr 1981, womit er auch die funktionsgebundene vatikanische Staatsbürgerschaft erhielt. Während seiner Zeit als Präfekt setzte er sich unter anderem für das Zölibat und die Aktualität der katholischen Sexuallehre, wie sie in Humanae vitae defininiert ist, ein. Zudem sprach er sich gegen die rechtliche Anerkennung gleichgeschlechtlicher Ehen, gegen zahlreiche Aspekte der Befreiungstheologie und auch gegen eine Dezentralisation der katholischen Kirche aus. 1998 ordnete er die Öffnung der zuvor streng geheimen Archive der Indexkongregation und Inquisition an. Trotz mehrfacher Entlassungsforderungen, die Ratzinger stellte, um sich erneut als Schriftsteller betätigen zu können, behielt Johannes Paul II. Ratzinger bis zu seiner Wahl zum Papst als Kurienkardinal in seinem Dienst.
Papstzeit und wichtige Entscheidungen
Nach dem Tod Johannes Paul II. organisierte Ratzinger dessen Begräbnis und nahm schließlich auch an der Konklave teil, während derer er schließlich am 19. April 2005 zum Papst gewählt wurde. Am 24. April 2005 wurden ihm schließlich im Rahmen eines feierlichen Gottesdienstes das Pallium und der Fischerring als Zeichen des Petrusdienstes überreicht. Im Sommer 2005 besuchte er schließlich den XX. Weltjugendtag in Köln im September empfing er den Tübinger Theologen Hans Küng, der 1979 vom Vatikan gerügt worden war, zu einem Gespräch. Im Mai 2006 besuchte er zudem die Heimat seines Vorgängers Johannes Paul und reiste für einige Tage nach Polen. Wichtiger Meilenstein seiner bisherigen Papstzeit war auch die Durchsetzung der langjährig erwarteten Kurienreform, mit der er am 11. März 2006 begann, indem er die Ämter mehrerer päpstlicher Räte zusammenlegte.
Weiterer wichtiger Punkt ist die erneute Annäherung an die orthodoxe Kirche, die Benedikt XVI. sehr am Herzen liegt. So bestand er etwa darauf den Ehrentitel „Patriarch des Abendlandes“ abzulegen, den alle Päpste vor ihm seit dem 5. Jahrhundert geführt hatten. Zahlreiche Briefwechsel zwischen dem Papst und dem Patriarchen von Moskau kumulierten schließlich in einem Treffen der beiden Kirchenoberhäupter in Rom, anlässlich der Einweihung der ersten orthodoxen Kirche in der italienischen Hauptstadt. Auch die Feier einer gemeinsamen Messe im Petersdom anlässlich des 2000. Geburtsjahres des Apostels Paulus im Jahr 2008 stellt einen wichtigen Schritt in der Annäherung der beiden Kirchen dar. Auch der fortschreitende Dialog mit dem Judentum ist Benedikt XVI ein großes Anliegen, das er während seiner Zeit als Papst erfolgreich vorantreiben konnte. Zum Zwecke der Neuevangelisierung der Länder, deren Glaube immer mehr nachlässt, gründete Benedikt XVI. 2010 die „Einrichtung des Päpstlichen Rates zur Förderung der Neuevangelisierung“, um den katholischen Glauben in diesen Ländern wieder bekannter zu machen. Während seiner USA-Reise im Jahr 2008 wurde Benedikt XVI von George W. Bush herzlich empfangen. Er besuchte unter anderem Ground Zero, das Denkmal der Anschläge vom 11. September 2001 und feierte mit tausenden Gläubigen eine Messe im Yankee-Stadium.
Benedikt XVI ist weiterhin gegen die gleichgeschlechtliche Ehe, sowie gegen Abtreibungen und Gentechnik eingestellt, was er auch in seiner 2009 erschienen Enzyklika „Caritas in Veritate“ zum Ausdruck brachte. Weitere päpstliche Enzykliken sind „Deus caritas est“ (Gott ist Liebe) und „Spe salvi“ (Auf Hoffnung hin sind wir gerettet). Erstere erschien am 25. Januar 2006 und beschäftigt sich mit dem Zentrum der Christlichen Botschaft. Zudem ist sie als wegweisend für sein weiteres Pontifikat anzusehen, da es sich bei dieser Enzyklika um die erste nach Amtsantritts Benedikt XVI. handelt. Die zweite Enzyklika bezieht sich auf eine Stelle im Brief des Paulus und ist explizit der Hoffnung und guten Erwartungen gewidmet. Neben diesen Enzykliken verfasste der Papst auch zahlreiche apostolische Schriften, die Gesamtzahl der von ihm publizierten Werke beläuft sich auf etwa 600.
Rücktritt als Papst
Benedikt XVI. gab am 11. Februar während einer Vollversammlung der Kardinäle bekannt, dass er aus Altersgründen am 28. Februar sein Pontifikat beenden werde. Nach Vatikanangaben war die Rücktrittsentscheidung nicht auf eine akute Erkrankung zurückzuführen. Benedikt XVI. war seit 2005 Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche. Er war der erste deutsche Papst seit 500 Jahren. Zuletzt hatte ein Papst vor über 700 Jahren sein Amt freiwillig niedergelegt. Coelesitn V. hat 1249 sein Amt aufgrund von Krankheit und Unwissenheit aus freien Stücken abgegeben.
Nach der Beendigung der Amtszeit lebte Benedikt XVI. im Castel Gandolfo, nach der Beendigung der Renovierungsarbeiten zog er in das Kloster Mater Ecclesiae im Vatikan. Das Kloster Mater Ecclesiae entstand auf Initiative Johannes Pauls II. und besteht aus zwei Gebäudeteilen, einem westlichen Teil mit einer Kapelle und einem östlichen Teil mit den Gemeinschaftsräumen sowie den Zimmern der Schwestern. Der Haushalt Benedikts XVI. wird von den Schwestern mit Obst und Gemüse aus den eigenen Gärten versorgt, sie erledigen auch alle Stickereien und andere Handarbeiten an seinen Gewändern. Der „emeritierte Papst“ , wie er nun offiziell genannt wird, wohnt seit dem Frühjahr 2013 in dem Klostergebäude in den Vatikanischen Gärten, das für ihn hergerichtet wurde. Benedikt XVI. will dort zurückgezogen leben und sich den Gebeten widmen.
Resultat: Sedisvakanz
Als Sedisvakanz wird der Zeitraum bezeichnet, in dem ein kirchliches Amt nicht besetzt ist. Der Ausdruck Sedisvakanz bezieht sich auf die Vakanz des Papstamtes. Die Vakanz des Heiligen Stuhles (Papstamt) beginnt mit dem Tod oder dem Niederlegung des Pontifikats des Papstes. Deutlich häufiger kommt die Sedisvakanz nach dem Tod eines Papstes vor. Den freiwilligen Amtsverzicht gab es in der Geschichte der katholischen Kirche erst zwei Mal, 1249 als Papst Coelestin V. sein Amt aus freien Stücken abgab und 2013 als Papst Benedikt XVI. sein Amt aufgrund seines vorgerückten Alters niederlegte.
Die faktische Sedisvakanz bezeichnet die Zeit, in der ein Papst zwar noch lebt, aber aus gesundheitlichen Gründen seinen Aufgaben als Papst nicht nachkommen kann. Dieser Begriff entstand während der letzten Monate des Pontifikats von Papst Johannes Paul II.. Nach dem Tod des Papstes findet keinerlei pathologische Untersuchung oder Autopsie statt. Der Tod des Papstes wird von dem Kardinalkämmerer oder päpstlichen Kämmerer festgestellt indem die sogenannte „Hammerfrage“ gestellt wird, hierbei wird dem verstorbenen Papst mit einem zeremoniellen kleinen Hämmerchen aus Silber und Holz auf die Stirn geklopft, sein Taufname wird gerufen und er wird gefragt ob er schlafe. Diese rituelle Handlung ist heute allerdings nicht mehr gebräuchlich und wird so nicht mehr praktiziert. Der Kardinalvikar hat die Aufgabe das römische Volk über den Tod des Papstes in Kenntnis zu setzen.
Die Trauerfeierlichkeiten für den verstorbenen Papst finden innerhalb von neun Tagen nach seinem Tod statt. Die Beisetzung des Papstes findet traditionell in der Krypta des Petersdomes nicht vor dem vierten und nicht nach dem sechsten Tag nach dem Tod des Papstes statt. Seine Privatgemächer werden nach seinem Tod vom Camerlengo versiegelt und sein Nachlass wir dem von ihm benannten Testamentsvollstrecker übergeben. Nach der Ausstellung einer amtlichen Todesurkunde vom Kanzler der apostolischen Kammer werden im Beisein der Kardinäle die päpstlichen Siegel und insbesondere der Fischerring zerbrochen. Der Amtsverzicht kam in der Geschichte der katholischen Kirche erst zwei Mal vor. Da der Amtsverzicht eines Papstes erst zwei Mal vorkam, ist der Ablauf und die Folgen nur teilweise geregelt. Ein Papst darf sein Amt jederzeit niederlegen, sofern dies freiwillig geschieht. Die Dauer einer Sedisvakanz ist nicht festgelegt, sie hängt davon ab wie lange die Kardinäle brauchen um einen neuen Papst im Rahmen des Konklave zu wählen.