Helmut Kohl
In Ludwigshafen am Rhein wurde Helmut Kohl am 3. April 1930 geboren. Bekannt geworden ist er als deutscher Politiker der CDU. Von 1969 bis 1976 regierte er als Ministerpräsident das Bundesland Rheinland-Pfalz. In den Jahren von 1982 bis 1998 agierte er als sechster Bundeskanzler. Kohl war von 1973 bis ´98 Bundesvorsitzender der CDU und bis zum Jahre 2000 Ehrenvorsitzender. In den 1970er-Jahren war Kohl einer der jüngsten Spitzenpolitiker der CDU. Als Bundesvorsitzender der Christlich-Demokratischen Union gelang es ihm seine Partei zu reformieren. 1969 wurde der CDU zum ersten Mal die Rolle der Opposition zugeteilt. Als Spitzenkandidat gelang es Kohl 1976 für die Union, die sich aus CDU und CSU zusammensetzt, das zweitbeste Ergebnis zu sichern. Bei der Wahl erhielt der junge Kohl 48,6 Prozent aller Stimmen. Trotzdem gelang es ihm zu dieser Zeit noch nicht, die Regierung von Schmidt abzulösen. Trotz des fehlenden Wahlsiegs entschied sich Kohl dafür sein Amt als rheinland-pfälzischer Ministerpräsident aufzugeben. Von da an übernahm er als Oppositionsführer den Vorsitz der Unionsfraktion im Deutschen Bundestag. In den folgenden Jahren kam es zwischen Kohl und dem Vorsitzenden der CSU immer wieder zu heftigen Auseinandersetzungen. Im Fokus stand bei den Differenzen mit Franz-Josef Strauß die Führungsrolle in der Union. Kohl verzichtete 1980 schließlich auf eine erneute Kandidatur als Bundeskanzler. Stattdessen überließ er diese Position Franz-Josef Strauß. Für Kohl war der Verzicht auf die Kandidatur ein kluger politischer Schachzug. Durch ihn konnte er Strauß als Widersacher und Rivalen erfolgreich ausschalten. Nach Ansicht von Kohl war Strauß für die Mehrheit der Bundesbürger als Kanzler nicht wählbar. Trotzdem unterstützte Kohl Strauß auch während des Bundestagswahlkampfs. Die Pläne Kohls glückten. Im Jahr 1980 schaffte Strauß nur das zweitschlechteste Wahlergebnis für die Union seit 1949.
Elternhaus und Privatleben von Kohl
Kohl wurde im Jahr 1930 als drittes Kind vom Finanzbeamten Hans Kohl geboren. In Friesenheim in Ludwigshafen steht noch heute das Geburtshaus von Kohl. Das Familiengrab befindet sich auf dem Friedhof des Stadtteils. Im Familiengrab wurde neben den Eltern Kohls auch seine Ehefrau Hannelore beigesetzt. Gemeinsam mit seinen beiden Geschwistern wuchs der spätere Bundeskanzler in einem konservativen und katholischen Umfeld auf. Der frühe Tod von seinem Bruder Walter war eines der entscheidendsten Ereignisse, das der junge Kohl erlebte. Sein Bruder kam im November 1944 im Rahmen eines Tieffliegerangriffs bei Haltern ums Leben. Ab 1. April 1936 ging Kohl in die Ruprechtschule in Ludwigshafen-Friesenheim. Die dortige Oberschule besuchte er ab dem Kriegsjahr 1940. Im Alter von 14 Jahren wurde er im Feuerlöschtrupp in Ludwigshafen eingesetzt. Durch die Kinderlandverschickung wurde er anschließend nach Erbach im Odenwald gebracht. Später kam er nach Berchtesgaden. Kohl schloss sich der Hitlerjugend an. In dieser Zeit erfuhr er eine Ausbildung, die vormilitärische Art war. Ende April 1945 lief er mit drei Schulkameraden von Berchtesgaden zurück nach Ludwigshafen. Dort kam er im Juni an. 1945 startete Kohl eine landwirtschaftliche Ausbildung. Im November des gleichen Jahres kehrte er an die Oberrealschule zurück. Fünf Jahre später legte er dort erfolgreich sein Abitur ab.
Sein Studium der Rechtswissenschaften begann er zum Sommersemester 1950. Gleichzeitig studierte er Geschichte. Sein Studium bewältigte er zunächst in Frankfurt am Main. Später wechselte er zur Universität Heidelberg. Kohl heiratete 1960 Hannelore Renner, die als Fremdsprachensekretärin arbeitete. Er kannte sie bereits seit 1948. Mit Hannelore Kohl bekam der Altkanzler zwei Söhne. Kohl bemühte sich in den folgenden Jahren darum, für die Öffentlichkeit ein möglichst heiles Familienleben zu zeigen. Gemeinsam mit seiner Frau verbrachte er seit Beginn der 1970er-Jahre den gemeinsamen, vier Wochen langen Sommerurlaub in am Wolfgangsee gelegenen St. Gilgen. Regelmäßig wurden gestellte Pressebilder einer offenbar intakten Familie veröffentlicht. In einem Buch wurde durch Walter Kohl, Sohn des Altkanzlers, dieses Bild zu späterer Zeit korrigiert. Jahrelang lebte Kohls Frau Hannelore zurückgezogen. Angeblich litt sie an einer Lichtallergie. Im Alter von 68 Jahren nahm sich Hannelore Kohl am 5. Juli 2001 das Leben.
Kohl stellte schließlich etwa fünfeinhalb Jahre nach dem Ende der eigenen Kanzlerschaft seine Memoiren vor. Sie wurden unter dem Titel „Erinnerungen“ veröffentlicht. Später folgten die Bände zwei und drei. Auch ein vierter Band ist noch geplant. Bei öffentlichen Auftritten benutzt Kohl seit Jahren einen Rollstuhl. Grund ist ein Schädel-Hirn-Trauma, das er sich am 23. Februar 2008 in seinem Haus während eines Sturzes zuzog. Kohl heiratete am 8. Mai 2008 Maike Richter, die 1964 geboren wurde. Gemeinsam mit ihr lebt er bereits seit 2005 in einer festen Beziehung.
Kohl als Kanzler
Helmut Kohl gilt noch heute als Kanzler der Einheit. Er war der erste Bundeskanzler, der sich für eine Privatreise in die DDR entschied. Spontan und ohne jeglichen Begleitschutz besuchte er gemeinsam mit seiner Frau Hannelore und Sohn Peter im Mai 1988 einige Städte in der DDR. Die Reise bezeichnete er zu späterer Zeit als eine der bewegendsten in seinem Leben. Als sich schließlich der Zusammenbruch der DDR abzeichnete und am 9. November 1989 die Berliner Mauer fiel, legte der Altkanzler ein „Zehn-Punkte-Programm“ im Bundestag vor. Es sollte der Überwindung der deutschen Teilung dienen. Das Programm sprach er vorher weder mit dem eigenen Koalitionspartner, noch mit den westlichen Bündnispartnern ab. Der erforderliche Staatsvertrag, der über eine Sozial-, Währungs- und Wirtschaftsunion mit der DDR entschied, wurde schließlich am 18. Mai 1990 unterzeichnet. Trotz des harten Widerstands von Karl Otto Pöhl, Bundesbankpräsident, gelang es Kohl sowohl bei Löhnen und Gehältern als auch bei Mieten und Renten einen Umtauschkurs von 1:1 für DDR-Mark in D-Mark umzusetzen.
Für die Betriebe der Neuen Bundesländer erwies sich der Umtauschkurs zu späterer Zeit als erhebliche Belastung. Die Zustimmung zur lang ersehnten Wiedervereinigung Deutschlands erreichte Kohl schließlich gemeinsam mit Hans-Dietrich Genscher, sowie Lothar de Maizière. Letzterer war der letzte, sowie einzige DDR-Ministerpräsident, der demokratisch gewählt wurde. Der Deutsche Bundestag wählte Kohl am 17. Januar des Jahres 1991 schließlich zum dritten Mal zum Bundeskanzler. Er konnte sich bei der im Jahr 1990 durchgeführten Bundestagswahl gegen Oskar Lafontaine durchsetzen. Lafontaine war zu dieser Zeit saarländischer Ministerpräsident, sowie Kanzlerkandidat der SPD. Die Bundestagswahl 1994 konnte Kohl knapp gewinnen. In den folgenden Jahren wurden überwiegend außenpolitische Erfolge bekannt.
Kohl und die Parteispendenaffäre
Nach seiner Zeit als Bundeskanzler wurde Kohl vor allem mit der Parteispendenaffäre der CDU in Verbindung gebracht. Kohl verschwieg im Jahr 1998 schließlich die Herkunft eines Betrags von eineinhalb bis zwei Millionen DM. Dabei wäre er nach dem Parteiengesetz zu dieser verpflichtet gewesen. Kohl unterzeichnete das Parteiengesetz zuvor selbst. Mit dem Gesetz wurde die Publikationspflicht verankert. Kohl hat sich bis heute nicht zum Thema geäußert. In der Vergangenheit betonte er, dass er den Spendern, die das Geld zur Verfügung stellten, sein Ehrenwort gab deren Namen nicht öffentlich zu nennen. Im Rahmen der Spendenaffäre stieß das Verhalten Kohls auf heftige öffentliche Kritik. Kohl kam für die finanziellen Einbußen, die seine Partei durch die Sperrung der Erstattung der Wahlkampfkosten erlitt, anschließend selbst auf. Hierfür bestritt er eine private Spendenaktion. Von Dezember des Jahres 1999 bis Mitte 2002 beschäftigte sich schließlich ein Untersuchungsausschuss, den der Bundestag einsetzte, mit der Spendenaffäre der CDU. Begleitet wurde die Ausschussarbeit von massiven Auseinandersetzungen, parteipolitischer Arbeit. Aufgrund seiner Rolle bei der Finanzaffäre der CDU musste Kohl Anfang 2000 auf den Ehrenvorsitz verzichten.