Christoph Kolumbus
Das genaue Geburtsdatum des Entdeckers und Seefahrers Christoph Kolumbus ist widersprüchlich. Aufgrund eines historischen, königlichen Dokumentes vermuten Forscher jedoch, dass er im Jahr 1451 in der italienischen Stadt Genua als Sohn des Wollwebers Domenico Colombo und seiner Frau Suzanna Fontanarossa, geboren wurde. Kolumbus verbrachte die ersten 14 Jahre seines Lebens zusammen mit seinen vier Geschwistern, drei Brüdern und einer Schwester, in seiner Geburtsstadt. Seinen eigenen Aussagen zufolge heuerte er bereits in seiner Jugendzeit als Schiffsjunge auf Segelschiffen an, eine Entscheidung, welche sich als richtungsgebend für seinen weiteren Lebensweg herausstellte. Trotz seiner niederen Herkunft aus ärmlichen Verhältnissen war Christoph Kolumbus ein außerordentlich belesener und gebildeter Mann. Historisch nicht belegt, jedoch aufgrund vieler Fakten nachvollziehbar, ist die Aussage seines Sohnes Hernando Colón, dass sein Vater Latein und Mathematik in der Universität von Pavia erlernt hat. Die Jahren zwischen 1461 bis 1476 waren ereignisreich für Kolumbus: Kurz nach der Auswanderung der gesamten Familie von Genua nach Savona, verdingte sich Christoph im Erbfolgekrieg um Süditalien als Korsar. Im Jahr 1477 siedelte Kolumbus nach Portugal über, wo er nur kurze Zeit später seine Frau Dona Filipa Perestrelo e Moniz kennenlernte und ehelichte. 1480 kam der gemeinsame Sohn der Eheleute namens Diego zur Welt.
Die Neugier des Entdeckers erwacht
Mit seiner Umsiedlung nach Portugal legte Christoph mehr oder weniger den Grundstein für seine späteren Jahre als erfolgreicher Seefahrer und Entdecker. Im Nachlass seines verstorbenen Schwiegervaters Bartolomeu Perestrelo, dem Gouverneur von Porto Santo, entdeckte Kolumbus Seekarten, Briefe und Logbücher, welche er ausgiebig studierte. Besonders eine Karte hatte es Christoph angetan, auf welcher der italienische Arzt, Mathematiker und Kartograf Paolo dal Pozzo Toscanelli einen direkten Seeweg von Europa nach Hinterindien aufzeigte. Toscanelli und auch antike Schriften von Aristoteles waren der Auslöser für Kolumbus Lebenstraum, Indien ohne Umwege westwärts über das offene Meer zu erreichen. In einem Brief ermutigte der italienische Kartograf den Seemann sogar noch und bestärkte ihn, sein Vorhaben in die Tat umzusetzen. Entgegen der häufig aufgestellten These, wollte Kolumbus in keinster Weise belegen, dass die Erde rund ist. Denn bereits 1460 verfasste Papst Pius II eine Kosmografie und widerlegte damit das scheibenförmige Weltbild.
Trotz der enormen wirtschaftlichen Bedeutung Indiens und Chinas für Europa gelang es Kolumbus nicht sofort, ein Staatsoberhaupt für sein Unternehmen zu gewinnen. Die Berater und Experten des portugiesischen Königs Johann II widersprachen im Jahr 1484 Kolumbus Theorie, dass die Entfernung zwischen Europa und Asien auf dem Seeweg gering ausfalle. Doch auch nach der Absage des Königs von Portugal ließ Christoph Kolumbus sich keineswegs von seinem Vorhaben abbringen. Hoch verschuldet verließ er nach dem Tod seiner Frau Felipa, zusammen mit dem gemeinsamen Sohn, Portugal und ließ sich mit diesem in Spanien nieder. Diesmal galt seine Aufmerksamkeit den spanischen Königspaar Ferdinand II. von Aragón und Isabella I. von Kastilien, welche er als Geldgeber und Unterstützer für sein abenteuerliches Unterfangen zu gewinnen hoffte. Doch ebenso wie zuvor in Portugal, war es auch in Spanien ein Komitee aus Berater und Gelehrten, welche Kolumbus Plan 1486 eingehend prüften und als undurchführbar ablehnten. Während seines Aufenthalts in Córdoba lernte Kolumbus Beatriz Enríquez de Arana kennen, die seine zeitweilige Lebensgefährtin wurde und mit welcher er seinen zweiten Sohn Fernando zeugte.
Die Atlantiküberquerung im Namen ihrer Majestäten
Dem Einfluss des Kardinals Pedro González de Mendoza verdankte Kolumbus die erste Audienz bei Isabella I. von Kastilien. Doch der andauernde Krieg mit den Mauren, welche die gesamte Aufmerksamkeit des Königshauses forderten und die stetige Ablehnung der Berater legten Kolumbus Pläne für die Suche nach dem direkten Seeweg nach Indien, für viele Jahre auf Eis. Immer wieder hingehalten, verlor Christoph im Jahr 1491 jedoch die Geduld und verließ den spanischen Hof, um dem französischen König sein Anliegen zu unterbreiten. Der Mönch Juan Perez und der Arzt Garcia Hernandez konnten Kolumbus im letzten Moment davon überzeugen, doch an den spanischen Hof zurückzukehren und sein Gesuch noch einmal vorzutragen. Als Beichtvater der spanischen Königin schaffte Juan Perez es, dass Isabella I. höchstpersönlich den Seefahrer zurückbeorderte. Doch auch diesmal scheiterte Kolumbus, denn das spanische Königspaar war keineswegs gewillt, ihm den Titel Admiral und Vizekönig der von ihm entdeckten Gebiete zu verleihen.
Luis de Santángel, der königliche Schatzmeister und euphorische Anhänger von Kolumbus Theorie schaffte es schließlich mit der Unterstützung anderer Personen, die Königin vom Plan des ghanaischen Seefahrers zu überzeugen. Am 3. August 1492 brach Kolumbus mit den drei Schiffen Santa Maria, Pinta und Nina zu seiner ersten Expedition auf. Die Reise ins Ungewisse brachte Probleme mit sich, wie etwa eine ständige drohende Meuterei der ängstlichen Besatzung. Kolumbus erkannte schnell seinen Irrtum, dass die Distanz zwischen Europa und Asien gering sei, wie er in seinen Studien und Berechnungen immer angenommen hatte. Aller Widrigkeiten zum Trotz erreichten die drei Schiffe des Kolumbus am 2. Oktober 1492 die Bahamas. Auf der Insel Guanahani, welche von seinem Entdecker den Namen San Salvatore erhielt, betrat Christoph das erste Mal amerikanischen Boden. In der festen Überzeugung einen Landweg nach Indien entdeckt zu haben, bezeichnete er die Eingeborenen der Insel als „Indianer“.
Im weiteren Verlauf seiner Reise entdeckte er Kuba und das heutige Haiti, eine Insel welche damals den Namen Hispaniola trug und vor welcher die Santa Maria auf Grund auflief. In den Jahren 1493 bis 1504 unternahm Kolumbus drei weitere Reisen über den Atlantik. Immer noch in der Annahme, einen Seeweg nach Indien entdeckt zu haben, galt diesmal seine Aufmerksamkeit der Suche nach Gold, Sklaven und der Gewinnung weiterer Kolonien im Namen der spanischen Krone. Bei diesen Reisen entdeckte Kolumbus auch die Orincomündung in Südamerika, Jamaika, Puerto Rico und schlussendlich auch die Küste Mittelamerikas. Gemäß der zuvor ausgehandelten Bedingungen verlieh der spanische Königshof ihm den Titel „Vizekönig“ über die von Kolumbus zuvor entdeckten Gebiete. Ein Privileg, welches im Jahr 1499 ein jähes Ende fand, nachdem er es nicht geschafft hatte, in der neu gegründeten Stadt Santo Domingo für Ruhe und Ordnung zu sorgen.
Trotz seiner weiteren Verdienste für die spanische Krone wurde sein Amt nie wiederhergestellt. Bis zu seinem Tod am 20. Mai 1506 in der spanischen Stadt Valladolid, war Kolumbus immer im festen Glauben, den direkten Seeweg nach Indien entdeckt zu haben. Selbst die Tatsache, dass diesen Weg 1499 der Portugiese Vasco da Gama während seiner Umsegelung um Afrika entdeckt hatte, konnte Kolumbus nicht von seiner starren Überzeugung abbringen.