Jeanne d’Arc
Sie ist eine französische Nationalheldin und eine Heilige sowohl der katholischen, als auch der anglikanischen Kirche. Unter zahlreichen Namen ist die Bauerntochter bekannt – Johanna von Orléans, Jeanne la Pucelle oder auch die Jungfrau von Orléans – doch als Jeanne d’Arc ging sie in die Geschichte ein. Obwohl sie auf Seiten der Franzosen gegen die englischen Besatzer kämpfte, wurde sie 1430 an die Engländer ausgeliefert und im Mai 1431 als Ketzerin lebendig auf dem Scheiterhaufen verbrannt.
Die frühe Jeanne d’Arc
Es ist nicht überliefert, an welchem Tag oder in welchem Jahr genau Jeanne d’Arc geboren wurde. Vermutlich um das Jahr 1412 herum kam die Tochter der wohlhabenden Bauern Jaques Darc und Isabelle Rommée in Domrémy zur Welt. Das Geburtshaus kann noch heute besucht werden. Der Nachname des Vaters tauchte auch in den Varianten Tarc, Dart oder Daix auf und wurde erst im 16. Jahrhundert zum heute üblichen d’Arc. Seit 1337 befand sich Frankreich aufgrund von Meinungsverschiedenheiten über den Thronanspruch mit England im Krieg. Sowohl der englische König Eduard III. als auch Frankreich erhoben nach dem Tod Karls IV. Anspruch auf den französischen Thron. 1328 wurde Philipp VI., aus dem französischen Geschlecht der Kapetinger, zum französischen König gekrönt. Die Konfiszierung des englischen Herzogtums Guyenne, welches auf französischen Boden lag, nahm Eduard III. zum Anlass mit 10.000 Bogenschützen und 4000 Rittern in der Normandie zu landen.
Um Jeanne d’Arcs Geburt herum, genauer im Jahr 1415, erhob Heinrich V. nach seinem Sieg in der Schlacht von Azincourt wieder Anspruch auf den französischen Thron. Zu diesem Zeitpunkt waren die Engländer bis an die Loire vorgerückt und besetzten das Land. An diesem Zustand hatte sich bis 1425 wenig geändert. Jeanne d’Arc war gerade 13, als sie laut Gerichtsunterlagen die ersten Visionen gehabt haben soll, in denen ihr die heilige Katharina erschien. In späteren Visionen sah sie dann auch die heilige Margareta und den Erzengel Michael. Alle Erscheinungen befahlen ihr, die Engländer aus Frankreich zu vertreiben und dem Dauphin auf den Thron zu helfen. Immer wieder hatte Jeanne diese Visionen, bis sie schließlich am 25. Dezember 1428 das Haus der Eltern verließ, mit dem Ziel beim Dauphin vorsprechen zu dürfen.
Jeannes Werdegang
Als Jeanne d’Arc am 1. Januar 1429 das erste Mal um eine Audienz bei Robert de Baudricourt, dem Stadtkommandanten von Vaucouleurs, ersuchte, war sie gerade 17 Jahre alt. Zweimal wurde sie abgelehnt, bevor sie beim dritten Mal bei ihm vorsprechen durfte. Sie konnte ihn von ihrem Glauben überzeugen und bekam am 22. Februar 1429 eine Eskorte von ihm, die sie zu Karl VII. bringen sollte. Elf Tage ritt sie mit Jean de Metz und Bertrand de Poulengey – beides Anhänger des Dauphins – durch englisches Gebiet, bevor sie am 5. März 1429 Chinon erreichte. Dank des Empfehlungsschreibens, das ihr Robert de Baudricourt mitgegeben hatte und das ihre Ankunft ankündigte, wurde sie zum Dauphin vorgelassen. Sie schaffte es, Karl VII. davon zu überzeugen, dass sie von Boten des Himmels geschickt worden sei, um Frankreich aus den Händen der Engländer zu befreien. Außerdem versprach sie ihm, dass er als König von Frankreich in Reims gekrönt werden würde.
Bis heute ist nicht geklärt, wie es Jeanne d’Arc gelang den Dauphin zu überzeugen, man vermutet lediglich, dass sie ihn unter vier Augen an einer ihrer Visionen teilhaben ließ. Karl VII. brachte Jeanne d’Arc nach Poitiers, wo er sie drei Wochen lang befragen ließ. Hochgestellte Persönlichkeiten und Geistliche prüften sie auf ihre Glaubwürdigkeit, Hofdamen untersuchten sie auf ihre Jungfräulichkeit. Nur weil Jeanne beide Prüfungen bestand, beschloss der Kronrat, ihr könne eine Rüstung, sowie eine kleine Militäreinheit zugestanden werden. Um sich zu bewähren, musste sie es schaffen, einen Proviantzug nach Orléans durchzuschleusen, das seit Oktober 1428 vom Bruder des englischen Königs belagert wurde. Am 29. April 1429 gelang ihr dies tatsächlich, was die Truppen in Orléans dazu ermutigte, einen neuen Angriff auf die Engländer zu wagen.
Dass Jeanne d’Arc, wie oftmals behauptet, an der Spitze des Angriffs ritt und auch mit Pfeilwunde noch kämpfte, ist nicht gesichert. Fest steht aber, dass sie am Angriff teilnahm und dass durch ihr Mitwirken nicht nur Orléans am 8. Mai 1429 befreit werden konnte, sondern bis Juni 1429 auch die Burgen südlich der Loire. Als Ergebnis dieser Bemühungen konnte Karl VII. am 17. Juli 1429, ganz wie es Jeanne d’Arc vorhergesagt hatte, in Reims zum französischen König gekrönt werden.
Niedergang Jeanne d’Arcs
Stand Jeanne d’Arc bei den Krönungsfeierlichkeiten noch neben dem Altar und bekam ihr Vater auch zum Beweis der Dankbarkeit die Steuerfreiheit, so intrigierten doch bereits die königlichen Ratgeber gegen sie. Immer wieder überzeugten sie den König, Jeanne d’Arc nicht nach Paris ziehen zu lassen. Erst nach mehreren taktischen Fehlentscheidungen Karls VII. erhielt sie schließlich im September 1429 die Erlaubnis. Hier scheiterte Jeanne d’Arc das erste Mal, woraufhin sich Karl VII. von ihr abwandte. Jeanne stand nun in ihrem Verlangen die Engländer endgültig vom Festland zu vertreiben alleine da.
Sie wurde nach einem weiteren misslungenen Versuch, Paris zu befreien, am 23. Mai 1430 in der Nähe von Compiègne von Johann von Luxemburg gefangen gesetzt und an die Burgunder verkauft. Diese wiederum verkauften Jeanne d’Arc an den englischen Herzog von Bedford, der sie an die katholische Gerichtsbarkeit in Rouen überstellte. Dort wurde Jeanne d’Arc wegen ihres Aberglaubens und ihrer Irrlehren angeklagt. Sie musste sich drei Monate lang gegen geschulte Kleriker ohne jede Hilfe verteidigen. Sehr geschickt gab sie Antworten auf Fangfragen, die sie der Ketzerei überführen sollten. Trotzdem wurde sie am 19. Mai 1431 für schuldig befunden, unter anderem in den Anklagepunkten des Feenzaubers und der Häresie, sowie der Dämonenanbetung. Besonders absurd ist ihre Verurteilung als Mörderin, denn da sie nicht als Soldat anerkannt wurde, galt sie als Mörderin all der Männer, die sie im Krieg gegen England getötet hatte. Nachdem man Jeanne verkündet hatte, dass sie der Tod auf dem Scheiterhaufen erwarte, schwor sie zunächst ihren Überzeugungen ab. Auf dem Friedhof von St-Ouen erklärte Jeanne d’Arc am 24. Mai 1431 in einer öffentlichen Zeremonie in allen Anklagepunkten schuldig zu sein und wurde daraufhin exkommuniziert.
Da sie ihren Überzeugungen abgeschworen hatte, wurde sie zu lebenslanger Haft, statt zum Tode verurteilt, ein Urteil, das den Feinden Karls VII. nicht genügte. Die einzige Möglichkeit ihr Ziel – Jeannes Tod und die Entmachtung Karls VII. – doch noch zu erreichen, war ein erneuter Prozess, der Jeanne als unbeirrbare Ketzerin entlarven sollte. Durch diverse Intrigen und dadurch, dass Jeanne ihr früheres Geständnis widerrief, gelang dies schließlich. Am 30. Mai 1431 wurde Jeanne d’Arc als notorische Ketzerin auf dem Marktplatz von Rouen auf dem Scheiterhaufen verbrannt.
Rehabilitierung und Heiligsprechung einer Ketzerin
24 Jahre nach dem Tode Jeanne d’Arcs wurde ihr Prozess auf Bemühungen ihrer Mutter wieder aufgerollt. Der Hundertjährige Krieg war weitestgehend im Interesse Frankreichs ausgegangen, weswegen Karl VII. sich wegen der Verurteilung der immer noch beliebten Jeanne d’Arc immer mehr in Bedrängnis sah. Am 7. Juli 1456 wurde Jeanne d’Arc vollständig rehabilitiert – diejenigen, die für ihren Tod verantwortlich waren, wurden jedoch nicht zur Verantwortung gezogen. Am 18. April 1909 sprach Papst Pius X. die heutige Nationalheilige von Frankreich selig, am 16. Mai 1920 folgte schließlich die Heiligsprechung Jeanne d’Arcs durch Papst Benedikt XV.