Karl Marx
Karl Marx (1818 – 1883) war ein Philosoph, Ökonom und politischer Journalist. Er schuf theoretische Grundlagen für die Kritik des Kapitalismus und für die materialistische Weltanschauung. Außerdem war er einer der Begründer der internationalen Arbeiterbewegung. Mehrere Werke schrieb Karl Marx in Zusammenarbeit mit Friedrich Engels (1820 – 1895). Der wissenschaftliche und politische Einfluss von Karl Marx reicht weit über seinen Tod hinaus. Seine Theorien sind auch heute noch Gegenstand von kontroversen Diskussionen.
Karl Marx – Biographie
Der künftige Wissenschaftler und Politiker wurde am 5. Mai 1818 in Trier geboren. Sein Vater Heinrich Marx war als Anwalt tätig und stammte aus einer bekannten Rabbinerfamilie. Um sein Amt weiter führen zu dürfen, ließ sich H. Marx mit der ganzen Familie im Jahre 1824 christlich taufen. Nach dem Besuch des Gymnasiums in Trier ging der junge Marx 1835 nach Bonn um dort Rechtswissenschaften und kameralistische Buchführung zu studieren. 1836 verlobte er sich mit Jenny von Westphalen (1814 – 1881). In dem gleichen Jahr wechselte er seinen Studienort und ging nach Berlin um an der Friedrich-Wilhelms-Universität (heute Humboldt-Universität) Rechtswissenschaften, Philosophie und Jura zu studieren. 1841 promovierte Karl Marx an der Universität Jena zum Doktor der Philosophie mit der Arbeit über die Differenz der demokritischen und epikureischen Naturphilosophie. Da Marx bereits zu dieser Zeit durch seine linkshegelianischen Ansichten bekannt war, wurde seine Kandidatur für die Professur in Bonn abgelehnt.
Nach dem Studium
Der junge Politiker leitete die „Rheinische Zeitung“, die oppositionelle Ansichten vertrat und 1843 von der Regierung verboten wurde. In den Jahren 1848 und 1849 gab Karl Marx eine ebenfalls oppositionelle Neue Rheinische Zeitung heraus. 1843 heiratete er seine Verlobte. In dieser Ehe wurden sieben Kinder geboren, das Erwachsenenalter erreichten allerdings nur drei Töchter von Karl Marx: Jenny, Laura und Eleanor. Im gleichen Jahr ging die Familie Marx nach Paris. Dort setzte der Wissenschaftler und Politiker seine Tätigkeit fort. 1844 veröffentlichte er sein erstes systematisches Werk unter dem Titel „Ökonomisch-philosophische Manuskripte“. In diesem Werk ist die wichtige Kategorie der Entfremdung, die in seinem späteren Werk eine große Rolle spielen wird, unter mehreren Aspekten behandelt. In dieser Zeit entwickelte sich die zunächst flüchtige Bekanntschaft mit Friedrich Engels zu einer engen Freundschaft, die lebenslang die beiden verband. In Paris sind auch die „Thesen über Feuerbach“ entstanden, in denen die Grundlagen der materialistischen Weltsicht gelegt wurden. Der Religionskritiker Ludwig Feuerbach interpretierte die Dialektik Hegels auf eine materialistische Weise: nicht als Dialektik des Geistes, sondern als Dialektik der Praxis. Karl Marx unterstützt diese Auffassung und entwickelt diesen Gedanken weiter.
Es entsteht eine Theorie des „historischen Materialismus“, die das Werk des Wissenschaftlers seither prägt. Wegen seiner regimekritischen Position wurde Karl Marx 1845 aus Frankreich ausgewiesen und siedelte nach Brüssel über. Wegen der Befürchtung, Preußen konnte seine Ausweisung auch aus Brüssel bewirken, gab er seine preußische Staatsbürgerschaft ab und blieb seither staatenlos. Seine Versuche, sich wieder einbürgern zu lassen, blieben ohne Erfolg. In den 1840er-Jahren begann Karl Marx mit den Aktivitäten, deren Ziel war es, die kommunistische Bewegung in Europa zu organisieren. 1846 wurde von Marx und Engels das Kommunistische Korrespondenz-Komitee mit diesem Ziel gegründet. Dem Komitee gehörten Vertreter von Arbeiter- und Kommunistischen Bewegungen in Belgien, England und Frankreich an. Mit dem Ausbruch der Februarrevolution 1848 wurde Karl Marx aus Belgien ausgewiesen, kehrte für eine kurze Zeit nach Preußen und dann nach Frankreich zurück und war letztendlich gezwungen, nach England mit seiner Familie ins Exil auszuwandern.
Das Kapital
In London lebte er bis zu seinem Lebensende. Hier entstand auch sein Hauptwerk „Das Kapital“, das eine umfassenden Analyse von wirtschaftlichen und gesellschaftlich-politischen Verhältnissen im Kapitalismus enthielt. Karl Marx war außerdem als Korrespondent der New York Daily Tribune und nach der Kündigung als Korrespondent der Wiener Presse tätig. 1848 erschien in London „Das Manifest der Kommunistischen Partei“, sein politisches Programm, das auch seine gesellschaftliche Zukunftsvision enthielt. Seine Tätigkeit war daran gerichtet, die Arbeiterbewegung praktisch zu leiten und theoretisch zu untermauern. Von Karl Marx wurde in London 1864 die Internationale Arbeiterassoziation (Erste Internationale) gegründet, welche offiziell das Ziel der weltweiten Emanzipation, d.h. Befreiung, der Arbeiterklasse, verfolgt hatte. Die Töchter von Karl Marx waren ebenfalls in seine politischen Aktivitäten eingebunden. Die letzten Jahre seines Lebens waren durch eine lästige Hautkrankheit und durch finanzielle Schwierigkeiten erschwert. Die Frau von K. Marx, Jenny, starb 1881. 1883 verstarb seine Tochter Jenny, die die mit Ch. Longuet, einem französischen Journalisten, verheiratet war. Karl Marx verstarb am 14. März 1883 in London. 1956 wurde ein neuer Grabstein auf dem Highgate Friedhof mit dem Schriftzug „Workers of all lands, unite!“ („Proletarier aller Länder, vereinigt euch!“) eingeweiht, einem Zitat aus dem „Manifest der Kommunistischen Partei“.
Das Werk von Karl Marx
Der Wissenschaftler und Politiker hinterließ ein großes Werk, in dem die ihm gegenwärtige Gesellschaft unter verschiedenen Aspekten kritisch untersucht wird. Karl Marx ging in seiner Wirtschafts- und Gesellschaftsanalyse von seiner Theorie des historischen Materialismus aus. Das Prinzip der Dialektik, welches von Hegel entwickelt wurde, modifiziert der Philosoph und behauptet, dass nicht der Weltgeist, wie bei Hegel, sich in der Geschichte entfaltet, sondern die materiellen Bedingungen. Durch die dialektische Auseinandersetzung von gegenseitigen Kräften in der Gesellschaft geschieht deren Entwicklung. Die wichtigste Bewegungskraft in der Geschichte der Gesellschaft wird von Marx in dem Klassenkampf gesehen.
Vor allem die Auseinandersetzung von der Arbeiterklasse (Proletariern) und der Klasse der Eigentümer (Bourgeoisie) ist nach der Auffassung von Karl Marx die treibende Kraft in der Geschichte. Die umfassende Analyse des Kapitalismus enthält das Marx’sche Werk „Kritik der politischen Ökonomie“, in dem der Wissenschaftler seine Theorie über die Entfremdung von Arbeit, von Produktionsmitteln und von der ganzen Existenz eines Menschen (gemeint ist ein Mitglied der Arbeiterklasse) entwickelt. Das Produkt der Arbeit wird von dem Lohnarbeiter nicht für sich selbst und nicht mit Hilfe von seinen eigenen Produktionsmitteln hergestellt, sondern wird für den Markt bestimmt. Proletarier werden in diesem System zu einem einfachen Glied der Produktionskette. Dieser dialektische Gegensatz ist der Ausdruck des antagonistischen Charakters der herrschenden Produktionsform. Die Lösung sah Karl Marx in der Umwälzung der Gesellschaft infolge des Klassenkampfes, wobei die Produktionsmittel das Eigentum der befreiten Arbeiterklasse werden sollen.
In seinem Hauptwerk geht Karl Marx auch ausführlich auf die Analyse der Ware und der Wertschöpfung ein und postuliert die Arbeit als die wertschöpfende Instanz. Außerdem beschäftigt sich der Philosoph in seinen Werken mit der Ausarbeitung des wissenschaftlichen Atheismus und sieht die Herkunft der Religion im menschlichen Bewusstsein, das seinerseits weitgehend von den herrschenden Produktionsverhältnissen abhängig ist. Karl Marx behauptet, dass die Aufgabe der Philosophie nicht (nur) die Interpretation von und das Verstehen der Welt ist, sondern auch deren aktive Mitgestaltung und Veränderung.
Nachwirkung
Das Wirken von Karl Marx hat eine große historische Bedeutung. Im 20. Jh. wurden weltweit zahlreiche Kommunistische Parteien gegründet, die seine Philosophie und seine politischen Theorien als Grundlage für ihr Handeln verstehen. In den Ländern, wie z.B. in Russland oder in den Staaten des Ostblocks, in denen solche Parteien an die Macht kamen, wurde versucht, eine klassenlose kommunistische Gesellschaft ohne antagonistische Gegensätze und ohne Entfremdung aufzubauen. In der Praxis jedoch erwies sich dieses Vorhaben als schwierig, denn die angestrebte Planwirtschaft war weitgehend ineffektiv und anstelle von alten Klassengegensätzen traten andere innergesellschaftlichen Spannungen zutage. Bis jetzt gilt Karl Marx als einer der bedeutenden Philosophen, Ökonomen und Politiker in der Geschichte. Seine Theorien wirken auch heute nach und sind Gegenstand vom wissenschaftlichen und vom politischen Diskurs.