Kim Jong Il
Kim Jong Il (1941 – 2011) war von 1994 an bis zu seinem Tod im Jahre 2011 nordkoreanischer Staats- und Parteichef sowie Oberbefehlshaber des Militärs. Er übernahm das Amt von seinem Vater Kim Jong Un und war damit das zweite Glied einer weltweit einzigen, kommunistischen Dynastie. Als Politiker setzte er auf einen scharfen Konfrontationskurs mit der Weltgemeinschaft und führte sein Land in die Isolation.
Kim Jong Il verantwortlich für Menschenrechtsverletzungen in Nordkorea
Über seinen Werdegang vor der Machtübernahme sind nur wenige Details bekannt. Nach schulischer Ausbildung und Studium in nordkoreas Hauptstadt Pjöngjang soll ein Aufenthalt in der DDR gefolgt sein. Während dieser Zeit soll Kim Jong Il als Wirtschaftsexperte der sozialistischen Ökonomie ausgebildet worden sein. Danach stieg er schrittweise in der Partei der Arbeit Koreas auf, dem zentralen Machtorgan im Land. Seit dem Tod seines Vaters Kim Il Sung im Jahre 1994 leitete er faktisch die Geschicke des Landes, auch wenn Kim Il Sung als „ewiger Präsident“ laut Verfassung posthum protokollarisch Staatschef bleibt. Typisch für die Herrschaft Kim Jong Ils war ein kaum zu übertreffender Führerkult, der den seines Vaters noch übertraf. Auch die von Menschrechtsorganisationen angeprangerten Verletzungen von Menschenrechten lagen in der Verantwortung Kim Jong Ils. Zuletzt gelangten Informationen an die Öffentlichkeit, nach denen im Jahre 2011, dem letzten Jahr seiner Amtszeit, etwa 200.000 bis 250.000 Menschen unter unwürdigen Bedingungen in Straflagern lebten. Dabei kommt es laut Augenzeugenberichten immer wieder zu willkürlichen Folterungen und sogar Tötungen. Außerdem wird besonders die Nordkorea praktizierte Sippenhaft angeprangert, bei der Familienangehörige straffällig gewordener Personen häufig mit in Lagern untergebracht werden müssen. Selbst Kinder, die in solchen Strafgefangenenlagern geboren werden, bekommen keine schulische Ausbildung, weil eine Wiedereingliederung in die Gesellschaft gar nicht vorgesehen ist. Laut offizieller koreanischer Seite werden die Vorwürfe allerdings bestritten.
Härte nach innen, Isolation nach Außen
Darüber hinaus war Kim Jong Il Mitbegründer und Verfechter der S?n’gun-Politik, bei der das Militär im Land die höchste Stellung errang und sich die Wirtschaft sowie das kulturelle Leben der Armee unterordnen sollte. Begründet wurde dieser Schritt durch eine angebliche Bedrohung westlicher Staaten, allen voran den USA, die eine ständige Verteidigungsbereitschaft erforderlich machen würden. In Folge dieser Politik leistet sich Nordkorea den im Verhältnis zur Bevölkerungszahl weltweit größten Militärapparat, bei dem mehr als 1 Million Soldaten ständig unter Waffen stehen. Laut internationaler Beobachter hat diese kompromisslose Aufrüstung einen entscheidenden Teil zur Destabilisierung der Wirtschaft und allgemeinen Rohstoffknappheit beigetragen. In der Außenpolitik sorgte vor allem sein Festhalten an dem Atomprogramm für Schlagzeilen. Die internationale Weltgemeinschaft sah darin einen Erpressungsversuch mit dem Ziel der ausländischen Wirtschaftshilfe für Nordkorea. Tatsächlich kehrt Kim Jong Il häufiger an den Verhandlungstisch zurück, als einige seiner Forderungen erfüllt wurden. Dazu gehörte auch Lebensmittelversorgung, weil die Bevölkerung unter Mangelernährung zu leiden hat.
Gute Beziehungen hielt er nur zu Russland und China aufrecht, von denen er sich Investitionen in einigen eigens dafür errichteten Sonderwirtschaftszonen erhoffte. Auch wenn einige der Projekte in der Grenzregion zu China durchaus Erfolge vorweisen können und die stark rückständige nordkoreanische Wirtschaft modernisieren helfen, hat besonders die Beziehung zu China gelitten: Die von Kim Jong Il persönlich befohlenen Atomtests wurde auch von chinesischer Seite verurteilt; auch bei militärischen Auseinandersetzungen mit Südkorea wurde Kim Jong Il zur Mäßigung ermahnt. Die Ursache für dieses Kurswechsel in der chinesischen Politik wird mit einer zunehmenden globalen Verflechtung Chinas und damit steigendem, internationalem Druck erklärt. Staatsbesuche unternahm er stets in einem gepanzerten Zug, weil er unter Flugangst litt. Solche Besuche wurden wegen der ablehnenden Haltung der Weltgemeinschaft erst im Nachhinein bekannt und veröffentlicht, um die Sicherheit des Diktators nicht zu gefährden.
Undurchsichtiges Privatleben
Kim Jong Il war selbst im eigenen Land medienscheu und trat selten in die Öffentlichkeit. Über sein Privatleben sind deshalb nur sehr wenige Informationen bekannt, die darüber hinaus nicht als vollständig gesichert gelten. Kim Jong Il soll einen sehr aufwendigen Lebensstil genossen haben und Liebhaber teuren Champagners gewesen sein. Im ganzen Land hat der Diktator angeblich luxuriöse Unterkünfte unterhalten. Außerdem galt er als Filmliebhaber, der sogar nordkoreanische Diplomaten im Ausland anwies, ihm dort erhältliche Film-DVDs zu beschaffen. Mittlerweile mehren sich allerdings Zweifel an dem Wahrheitsgehalt solcher Gerüchte. In der letzten Zeit konnte bewiesen werden, dass einige Berichte vom südkoreanischen Geheimdienst erfunden wurden, um Kim Jong Il zu diskreditieren. Lange vor seinem Tod wurde über seinen Gesundheitszustand spekuliert. Neben Diabetes gab es ab dem Jahre 2009 Gerüchte über Bauchspeicheldrüsenkrebs, zu der es allerdings später unterschiedliche Einschätzungen gab. Internationale Beobachter sahen sich aber in der Einschätzung, dass eine schwere Erkrankung vorliegen müsse bestätigt, als Kim Jong Il begann, seinen Sohn als Nachfolger zu etablieren. Wenige Informationen sind auch über sein Privatleben bekannt. Kim Jong Il war zum Zeitpunkt seines Todes in vierter Ehe mit seiner langjährigen Sekretärin Kim Ok verheiratet und hatte ebenfalls vier Kinder.
Geheimnisvoller Diktator
Wohl über kaum einen ehemaligen Staatschef liegen so wenige und lückenhafte Informationen vor wie über den früheren nordkoreanischen Machthaber Kim Jong Il. Die Abschottung seines Staates sorgte dafür, dass kaum eine Information nach außen dringen konnte. Selbst die spärlichen Details über sein Privatleben können kaum als gesichert angesehen werden. Unstrittig ist aber, dass Kim Jong Il eine entscheidende Verantwortung für die wirtschaftliche Misere und die Menschenrechtssituation in Nordkorea trägt. Auch der Militärapparat, auf dem sich seine Macht stützte, wurde unter seiner Herrschaft ausgebaut. Erst durch seinen Sohn und Nachfolger Kim Jong Un wird ein leichter Wandel im Land spürbar.