Lenin

Der russische kommunistische Politiker und Revolutionär Wladimir Iljitsch Lenin (1870 – 1924) gehört zu den bedeutendsten Persönlichkeiten des 19. Jahrhunderts. Der junge Lenin schloss sich den marxistischen Sozialdemokraten an und beteiligte sich aktiv an den Vorbereitungen für eine kommunistische Revolution in Russland. 1903 gründete er eine eigene Partei, die Bolschewiki, aus der sich später die Kommunistische Partei Russlands herausentwickelte. Nachdem 1917 die Monarchie in Russland gestürzt worden war, eroberte die Arbeiterpartei – Bolschewiki unter Lenins Führung die Macht. In dem darauf folgenden Bürgerkrieg gelang es den Bolschewiken, einen Großteil des ehemaligen Russischen Reiches zu erobern und den Widerstand der Weißen Armeen zu brechen. Als der Krieg sich 1922 dem Ende näherte, gründeten die Bolschewiki den Bund der Sozialistischen Sowjetrepubliken. Nach Lenins Tod 1924 wurde sein Leichnam einbalsamiert und in einem Mausoleum in Moskau ausgestellt.

Jugend

Nach der damaligen zaristischen Rangordnung war Lenin ein Adliger (Dworjanin). Lenins Vater verstarb plötzlich 1886. Lenins älterer Bruder (Alexander) wurde Mitglied einer revolutionären Gruppe, die sich zum Ziel gesetzt hatte, den Zaren Alexander III zu ermorden. 1887 wurde Lenins Bruder hingerichtet, wonach die Familie gemieden wurde. Der frühe Tod seines Vaters und die Hinrichtung seines Bruders haben Lenins junge Jahre entscheidend geprägt. Lenin begann an der Universität Kasan Rechtswissenschaft zu studieren. Schon zu Beginn seines Studiums beteiligte er sich an einer Protestaktion und wurde 1887 zusammen mit weiteren Studenten von der Universität verwiesen. 1889 bezog die Familie ein Anwesen, das sie erwerben konnte. Bald darauf verpachtete sie es, wobei sich Lenin als ungeeignet zum Gutsverwalter erwies. Entgegen weit verbreiteten Behauptungen hatte er keine Kontakte zu Bauernfamilien gepflegt. Sein Wissen über das Bauerntum hatte er sich vielmehr aus Büchern angeeignet. Eine Zeitlang lebte Lenin vom Vermögen der Familie. Er machte lange Wanderungen, las viel und widmete sich weiterhin dem Jurastudium. 1891 schloss er die Prüfungen als Externer ab, wobei er in allen Fächern die beste Leistung zeigte. 1892 nahm Lenin eine Beschäftigung als Rechtsanwaltsgehilfe auf. In einigen wenigen Fällen wirkte er als Strafverteidiger.

Die Anfänge seiner politischen Tätigkeit

Bereits in jungen Jahren interessierte sich Lenin für verschiedene politische Theorien. Er setzte sich mit den „Bauernsozialisten“ sowie den Karl Marx – Thesen auseinander. Lenin hielt sein Land für ausreichend wirtschaftlich und sozial fortgeschritten und glaubte fest an den Erfolg einer proletarischen Revolution. Lenin verurteilte 1891 die Hilfsaktionen bezüglich der Hungersnot in der Samara – Provinz, in der er sich als Anwalt betätigte. Er sah die Hungersnot als Mittel, den Glauben an Gott und an den Zaren zu zerstören und damit als einen Schritt in Richtung Sozialismus. 1893 zog Lenin nach Sankt Petersburg, um dort die Theorien von Georgi Plechanow zu studieren. Nach einer mehrmonatigen Reise, in der Lenin Deutschland, Frankreich und die Schweiz besuchte, gründete er einen Bund, der die Interessen der Arbeiterklasse vertrat und für ihre Befreiung warb. Lenin bereitete die Herausgabe einer illegalen Zeitung vor, als er im Dezember 1895 verhaftet wurde. Er verbrachte 14 Monate in der Untersuchungshaft, danach wurde er für drei Jahre nach Südsibirien verbannt. 1898 heiratete er dort noch immer in Verbannung Nadeschda Krupskaja. Nach der Rückkehr aus der Verbannung 1900 suchte Lenin nach Möglichkeiten, eine zensurfreie Zeitung herauszubringen. Da dies in Russland unmöglich war, ging er im 1900 ins Ausland und blieb dort über fünf Jahre lang. 1901 brachte er die Zeitung Sarja heraus.

Aufbau der neuen Kaderpartei

Lenin baute die aus „Berufsrevolutionären“ bestehende Kaderpartei aus. Durch seine vom revolutionären Terrorismus Russlands inspirierte radikale Art wurde er zum meist beachteten linken Sozialdemokraten. 1903 kam es auf der Parteiversammlung in London zur Spaltung der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei. Lenin gelang es, seine Hauptforderungen in das Parteiprogramm zu bringen, allerdings wurde seine Forderung, die Parteimitglieder zu materieller und persönlicher Mitarbeit zu verpflichten abgelehnt. Aufgrund der Abstimmungsmehrheit seiner Gruppe, nannte Lenin diese Bolschewiki (russisch für „Mehrheit“) und die gegnerische Gruppe Menschewiki (russisch für „Minderheit“). Als 1905 eine Russische Revolution ausbrach stand für Lenin der Kampf gegen die Menschewiki im Vordergrund. 1907 musste Lenin vor der russischen Geheimpolizei fliehen und setzte sich in Finnland nieder, um ein Jahr später nach Genf weiter zu ziehen. 1912 wurden die Verschiedenheiten zwischen den beiden Lagern so groß, dass die Menschewiki bei der Gesamtrussischen Parteikonferenz in Prag ausgeschlossen wurden. Daraufhin bildeten sie eine eigene Partei. 1918 gaben die Bolschewisten ihrer Partei den Namen – Kommunistische Partei Russlands. 1912 erschien zum ersten Mal die Zeitung Prawda (russisch für Wahrheit), die Lenin herausbrachte. In der Folgezeit blieb er im Schweizer Exil und widmete sich marxistischer Studien. Es entstanden verschiedene Schriften unter anderem über den Imperialismus als höchste Stufe des Kapitalismus.

Revolutionsphase 1917 bis 1918

Nachdem 1917 der russische Zar gestürzt worden war, kehrte Lenin gemeinsam mit anderen prominenten Kommunisten und der Unterstützung der deutschen Obersten Heeresleitung nach Russland zurück. Laut einigen Hypothesen ist der Zug in Berlin mit mehreren Millionen Goldmark des Deutschen Reichs beladen worden. Mit dem Geld sollte die kommunistische Revolution vorangetrieben werden. Welche Rolle diese Unterstützung tatsächlich spielte, ist allerdings nicht eindeutig nachgewiesen worden. Im April 1917 erreichte Lenin gemeinsam mit anderen Genossen Petrograd. Dort warb er für die Revolution und für die Machtergreifung der Arbeiterklasse, der Bauern und Soldaten. Er forderte den Sturz der provisorischen Regierung und die Machtübertragung an die Räte.

Die Machtübernahme

Im November 1917 gelang es den Bolschewiki gemeinsam mit den Sowjets die Regierung zu stürzen. Lenins enger Vertrauter Leo Trotzki führte den Aufstand vom 25. Oktober – der Auftakt zur Oktoberrevolution, bei dem sechs Menschen getötet wurden. Am 08. November 1917 fand der Allrussische Sowjetkongress statt. Viele Abgeordnete, darunter die Menschewiki verließen aus Protest gegen die Bolschewiki den Sitzungssaal und räumten dadurch den Bolschewiki das Feld. So wurde Lenin über Nacht der Regierungschef Russlands. Er ist zum Vorsitzenden vom Rat der Volkskommissare gewählt worden.

Attentat und Krankheiten

Bei einem Attentat im August 1918 wurde Lenin durch Schüsse verletzt. Er wurde am Schulter und Hals getroffen und konnte sich bis zu seinem Tod im Januar 1924 nicht mehr von diesen Verletzungen erholen. 1922 wurde die Kugel am Hals endlich operativ entfernt. In dieser Zeit wurde Lenin zudem wegen Augenleiden, Magenbeschwerden, Kopfschmerzen, Wundrose, Schlafstörungen und Durchblutungsstörungen im Gehirn ärztlich behandelt. Kurz nach der Operation erlitt Lenin einen schweren Schlaganfall. Zwei weitere folgten. Nach dem Schlaganfall war Lenin rechtsseitig gelähmt. Laut einer Studie, die 2004 erschienen ist, soll Lenin lange Jahre an Neurosyphilis gelitten haben.

Gescheiterte Ausdehnung nach Polen

1920 versuchte Lenin den Kommunismus im Ausland zu etablieren. Nachdem polnische Einheiten erfolglos versuchten, die Ukraine zu besetzen, marschierte die rote Armee in Polen ein. Der Versuch, dort eine Revolution auszulösen, scheiterte. Die Rote Armee musste eine vernichtende Niederlage einstecken.

Leninkult

Am 27. Januar 1924 wurde Lenin auf dem Roten Platz in Moskau beigesetzt. Damit begann sich ein Lenin-Kult zu entwickeln. Lenins Leichnam wurde nach Anweisung des Politbüros einbalsamiert und zur Schau gestellt. Der Leichnam Lenins ist heute noch im Lenin-Mausoleum zu besichtigen. Da Lenin als Genie galt, haben Forscher sein Gehirn untersucht, in der Hoffnung, irgendwelche Indizien dafür zu finden.
Lenin stellte zur Zeit des Realsozialismus eine politische Leitfigur dar. Ihm zu Ehren wurden in vielen Ländern Denkmäler errichtet. Nach ihm wurde auch die Lehre des Leninismus benannt.

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