Martin Luther
Auch wenn es schon vor Martin Luther zahlreiche reformatorische Ideen und Ansätze gab, gilt Martin Luther als Begründer der Reformation. Sein Ziel war keinesfalls eine Spaltung der römischen Kirche. Vielmehr wollte er auf die Probleme in der Kirche aufmerksam machen, die von Machtmissbrauch über Ämterkauf bis hin zum Ablasshandel sehr vielfältig waren. Er erhoffte sich eine Verbesserung der Zustände, eine innerkirchliche Erneuerung. Zudem zeichnet sich Martin Luther verantwortlich für die Übersetzung der Bibel ins Deutsche ab 1521.
Luthers Anfänge
Martin Luther wurde am 10. November 1483 in Eisleben geboren und verstarb dort am 18. Februar 1546. Obwohl Martin Luther oftmals nur bei seinem Nachnamen genannt wird, ist gerade dieser nicht eindeutig überliefert, denn sowohl Martin, als auch seine Eltern Hans und Margarete führten verschiedene Varianten des Namens – darunter Luder, Lauther, Lotter oder Ludher, was Luthers endgültiger Wahl um 1512 noch am nächsten kommt. Als sicher gilt, dass Luthers Vater zunächst Bauer, dann Bergmann, danach Mineneigner und schließlich Ratsherr war und mit seiner Familie in Mansfeld lebte. Luther selbst war vermutlich der erste, eventuell auch der zweite von Sohn von wahrscheinlich neun Geschwistern. Obwohl Luthers Eltern zwar kirchentreu, aber nicht besonders fromm waren, schickten sie ihn nach dem Besuch der Stadtschule für ein Jahr auf die Magdeburger Domschule. Dort erhielt er Unterricht von den Brüdern vom gemeinsamen Leben.
Im Anschluss besuchte Martin Luther auf Wunsch seiner Eltern die Pfarrschule St. Georgen in Eisenach. Hier konnte er seine Lateinkenntnisse derart ausbauen, dass er das Lateinische fließend in Schrift und Sprache beherrschte. Dies wiederum war eine wichtige Voraussetzung für die spätere Übersetzung der Bibel ins Deutsche. Von 1501 bis 1505 studierte Luther auf Wunsch seines Vaters an der Universität Erfurt, schlug jedoch ab Juli 1505 den kirchlichen Lebensweg ein. Dem zugrunde liegt vermutlich ein bei einem Gewitter ebenfalls im Juli abgelegtes Gelöbnis. Unter Todesangst soll er die heilige Anna, Mutter Marias angerufen haben. Wenn sie ihm helfe, wolle er Mönch werden. Er hielt Wort. Bereits am 17. Juli trat er in das Augustinerkloster in Erfurt ein, zunächst jedoch gegen den Willen seines Vaters. Da Martin Luther die Ordensregeln streng und genauestens befolgte, wurde er schon zwei Jahre später zum Diakon und wenige Wochen darauf zum Priester geweiht. 1508 gelangte er durch seinen Beichtvater Johann von Staupitz, der ihn für ein Theologiestudium empfahl, nach Wittenberg. Von dort aus reiste er vermutlich 1511 nach Rom, wo er seine dritte Generalbeichte ablegte.
Auch wenn er zu diesem Zeitpunkt noch nicht an der Buß- und Ablasspraxis der römischen Kirche zweifelte, erkannte er mit Entsetzen den Sittenverfall, die in Rom herrschte. Nach seiner Romreise bewarb sich Luther in Wittenberg um ein theologisches Doktorat, dass er 1512 erhielt und bis zu seinem Lebensende innehatte.
Die Anfänge der Reformation
Bereits im Orden der Augustiner zeichneten sich erste innere Konflikte Luthers mit der bis dahin herrschenden Theologie ab. Er stellte sich die Frage nach der Gnade Gottes. Nach der gängigen kirchlichen Praxis gab es nur dann einen gnädigen Gott, wenn wirklich alle Sünden, auch die unbewussten, gebeichtet wurden und wenn diese Reue zudem nicht aus Angst vor der Strafe Gottes, sondern aus wahrer Liebe zu Gott entstand. Luther sah sich nicht in der Lage, diese Bedingungen zu erfüllen.
Hinzu kamen der in Rom erlebte Sittenverfall und sein wachsendes Missfallen über den Umgang mit dem Ablasshandel. Vor allem am Ablasshandel entzündete sich Luthers Unmut, denn dieser wurde in immer größerem Maße betrieben. Vor allem mit der Angst vor dem Fegefeuer wurde hier gehandelt, denn der Erwerb eines Ablassbriefes verkürzte die Zeit in diesem Fegefeuer. Was Luther am Handel mit den Ablassbriefen so sehr störte, war die Tatsache, dass die Menschen sich damit Gottes Gnaden erkaufen konnten. In Luthers Augen war dies ein Handel mit dem Glauben. Luther selbst ging davon aus, dass Jesus Christus durch seinen Tod am Kreuz für alle Sünden bezahlte – das Prinzip „solus christus“. Für den Menschen reiche der Glaube an Gott, er müsse Gottes Vergebung nicht zusätzlich erkaufen – dies ist das Prinzip von „sola gratia“ (allein durch die Gnade Gottes) und „sola fide“ (allein durch den Glauben). Dazu kommt das Prinzip der „sola scriptura“ (allein die Schrift) mit dem Luther besagte, dass allein die heilige Schrift – die Bibel – die Grundlage des christlichen Glaubens sei. Sie brauche keine Erläuterung oder gar Ergänzung durch die kirchlichen Würdenträger. Der Mensch stehe im Gegenteil sogar im direkten Kontakt zu Gott. Luther ging davon aus, dass der Gläubige keine Vermittlung durch den Priester braucht, sondern glaubte an ein „allgemeines Priestertum der Gläubigen“.
Seine reformatorischen Hauptschriften sind „An den christlichen Adel deutscher Nation von des christlichen Standes Besserung“, „Von der babylonischen Gefangenschaft der Kirche“ und „Von der Freiheit eines Christenmenschen“. Auch wenn es viele Vorreiter gibt, nimmt die Reformation ihren endgültigen Anfang 1517 mit dem Thesenanschlag Luthers. Noch immer ist nicht gesichert, ob Luther seine 95 Thesen tatsächlich am 31. Oktober 1517 an das Portal der Schlosskirche zu Wittenberg genagelt hat. Fest steht jedoch, dass er bereits am 4. August desselben Jahres 97 Thesen an seiner Universität veröffentlichte, die jedoch nur zum inneruniversitären Disput gedacht waren. Darin prangerte er die Missstände in der römischen Kirche an und hoffe dadurch, eine Diskussion in Gang zu bringen. Tatsächlich erweckten die Thesen großes öffentliches Interesse, was der Auslöser der Reformation war.
Der späte Luther
Bereits im Frühjahr war Luther in Rom angezeigt worden, noch jedoch lautete der Vorwurf auf Gefahr der Ketzerei. Noch bevor der Prozess im Juni 1518 in Rom begann, wurde der Vorwurf auf notorische Ketzerei geändert. Immer wieder wurde der Prozess unterbrochen und fortgeführt und gipfelte schließlich am 3. Januar 1521 in der Exkommunikation Martin Luthers. Mit dem Wormser Edikt wurde Luthers Ausschluss noch untermauert, denn dieses verbot unter Bannandrohung jegliche Unterstützung oder Beherbergung Luthers, ebenso untersagte es, Luthers Werke zu lesen oder gar zu drucken. Luther war damit „vogelfrei“, was nichts anderes heißt, als dass jeder ihn hätte töten können, ohne eine Strafe dafür erwarten zu müssen. Um Luther zu schützen, ließ Kurfürst Friedrich der Weise ihn heimlich entführen und auf der Wartburg festsetzen, wo er sich ab 1521 der Übersetzung der Bibel in Deutsche widmete.
Der von 1524 bis 1525 in Süddeutschland stattfindende Bauernkrieg veranlasste Luther ein weiteres Mal zu handeln. Die Bauern beriefen sich auf die „sola scriptura“, um ihr Recht frei zu sein, durchzusetzen. Luther distanzierte sich davon aufgrund der seiner Meinung nach falschen Berufung auf die Heilige Schrift. Zunächst jedoch bemühte er sich noch um einen Ausgleich zwischen Fürsten und Bauern, verfasste aber „Wider die mörderischen Rotten der Bauern“, nachdem diese einen Grafen ermordet hatten. Entsprechend dem Glauben, dass die Ehe kein Sakrament und das Zölibat abzulehnen sei, heiratete er am 17. Juni 1525 Katharina von Bora und bekam mit ihr sechs Kinder. Bis 1545 verfasste er weitere Schriften, darunter 1529 „Heerpredigt wider die Türken“, 1543 „Von den Jüden und jenen Lügen“ und 1545 „Wider das Papsttum zu Rom, vom Teufel gestiftet“, die jedoch der breiteren Öffentlichkeit weniger bekannt sein dürften.
Im Januar 1546 reiste Luther nach Eisleben, um dort als Schlichter in einem Streit des Grafen von Mansleben zu schlichten, obwohl er bereits seit längerer Zeit an einem Herzleiden erkrankt war. Am 18. Februar desselben Jahres schließlich verstarb Luther in Eisleben und wurde nach Wittenberg überführt, wo man ihn am 22. Februar beisetzte.