Napoleon Bonaparte
Am 15. August 1769, genau ein Jahr, nachdem die Insel Korsika von der Republik Genua an Frankreich abgetreten wurde, wird in Ajaccio das vierte Kind des Juristen Carlo Maria Buonaparte und seiner Frau Maria Letizia Ramolino geboren und auf den Namen Napoleone getauft.
Die jungen Jahre
Die Familie Bonaparte gehörte zum korsischen Kleinadel. Der kleine Napoleone konnte dank eines königlichen Stipendiums in ein Internat in Autun und später in die Kadettenschule nach Brienne. Ab 1784 besuchte er die École Royale Militaire in Paris und schloss diese mit so herausragenden Leistungen ab, dass er bereits mit 16 Jahren sein Offizierspatent erhielt und ab Anfang 1786 als Leutnant diente. Zwischen 1786 und 1793 kehrte er mehrfach nach Korsika zurück und war dort mit seinem Bruder Guiseppe (später Joseph) politisch aktiv, sah er doch in der neuen Ordnung nach der Französischen Revolution die Möglichkeit, Korsika von der französischen Herrschaft zu befreien.
Doch die Rückkehr und spätere Verhaftung des korsischen Freiheitskämpfers und Nationalhelden Pascal Paoli führte zu so starken Spannungen, dass die Familie Bonaparte vor den wütenden Paolianhängern ins französische Exil fliehen musste. Bei der Belagerung der Stadt Toulon durch die Engländer war es dem strategischen Können des jungen Artilleriekommandanten Bonaparte zu verdanken, dass die Stadt am 19. Dezember 1793 zurückerobert werden konnte. Wenige Tage später wurde Napoleone zum Brigadegeneral ernannt. Den neuen Machthabern um Paul de Barras gelang mit Hilfe von Bonaparte die Niederschlagung eines Aufstandes im Oktober 1795, was Napoleone den Grad des Divisionsgenerals und kurze Zeit später den Oberbefehl im Inneren einbrachte. Zwei Tage bevor Bonaparte den Oberbefehl für den Italien-Feldzug erhielt, heiratete er am 9. März 1796 Joséphine de Beauharnais. Zu dieser Zeit ändert er auch seinen Namen in Napoléon Bonaparte. Obwohl in Italien seine 40.000 Mann starke Armee demoralisiert und schlecht ausgerüstet war, konnte er diese begeistern und motivieren und mit ihr die Siege bei Mondovi und Lodi erringen. Napoléons Popularität wuchs.
Um sich diesen Ruhm zu erhalten, bat er nach seiner Rückkehr aus Italien um ein neues Kommando. Er wurde nach Ägypten geschickt, doch konnten die Ziele dieser Expedition nicht erreicht werden, da seine Truppen durch Kampfhandlungen und die Pest dezimiert waren. Als er im Oktober 1799 nach Paris zurückkehrte, sahen viele in ihm den innen- und außenpolitischen Retter. Nach einem Staatsstreich am 18. Brumaire VIII (9. November 1799) schlug die Stunde des jungen Bonaparte. Er wurde Erster Konsul und somit quasi zum Alleinherrscher. Ihm oblag u.a die Ernennung von Ministern und Staatsbeamten und das Recht zur Gesetzesinitiative. Er ließ die Ordnung in Unruhegebieten wiederherstellen, Reformen durchführen, die Verwaltung zentralisieren, die Banque de France gründen und die Staatsfinanzen sanieren. 1804 erließ er das unter dem Namen Code Civil (auch Code Napoléon genannt) bekannte Gesetzbuch.
Der Kaiser sortiert Europa neu
Nachdem Napoléon per Volksabstimmung die Kaiserwürde angetragen worden war, krönte er sich bei der Zeremonie in der Kathedrale Notre Dame de Paris am 2. Dezember 1804 selbst zum Kaiser. Dies führte jedoch nicht zur Verbesserung der internationalen Beziehungen. 1805 verbündete sich Russland mit Großbritannien. Diesem Bündnis traten Österreich, Schweden und Neapel bei. Unterstützt von den deutschen Ländern Bayern, Württemberg und Baden gelang es Napoléon am 13. November 1805 kampflos Wien einzunehmen. Nach der entscheidenden Schlacht bei Austerlitz war Österreich am 26. Dezember 1805 gezwungen, den Friedensvertrag von Pressburg zu schließen, mit dem Tirol und Vorarlberg an Bayern und diverse italienische Besitzungen an das Königreich Italien fielen. Geschickt und auf die Ausdehnung seiner Macht ausgerichtet, setzte Napoléon Familienmitglieder und nahe Gefolgsleute als Herrscher in den verschiedenen abhängigen Staaten ein.
Im Oktober 1806 wurden die preußischen Truppen von Napoléon vernichtend bei Jena und Auerstedt geschlagen, die französischen Truppen marschierten in Berlin ein. Preußen hatte sich heimlich mit Russland verbündet und gefordert, dass der französischen Kaiser seine Truppen hinter den Rhein zurückziehen sollte. Am 7. Juli 1807 schlossen Frankreich, Russland und Preußen den Frieden von Tilsit. Hierdurch verlor Preußen etwa die Hälfte seiner Gebiete. Ein Großteil von Europa wurde nun direkt oder indirekt von Napoléon kontrolliert. Doch es wurde auch Kritik an seiner Person und seiner Amtsführung laut.1809 besiegte Napoléon in der Schlacht bei Wagram in der Nähe von Wien Erzherzog Karl. Durch den anschließenden Frieden von Schönbrunn verlor Österreich etwa die Hälfte seiner Erbländer. Da seine Ehe mit Joséphine kinderlos blieb, ließ sich Napoléon 1809 scheiden. 1810 heiratete er die älteste Tochter des österreichischen Kaisers Franz I., die ihm endlich den lang ersehnten Thronfolger schenkte.
Der Anfang vom Ende
Nach Abkühlung der russisch-französischen Beziehungen ab Ende 1810, bereitete sich Napoléon auf einen Krieg gegen Russland vor. Er zog Truppen der verschiedenen Staaten, die er kontrollierte zusammen. Es entstand die Grande Armée, die (je nach Quelle) zwischen 450.000 und 590.000 Mann stark war. Als Napoléon am 24. Juni 1812 die Memel überquerte, plante er, wie in der Vergangenheit, eine schnelle Entscheidungsschlacht, der dann zügig Friedensverhandlungen zu napoleonischen Bedingungen folgen sollten. Diese Planung beinhaltete jedoch die Versorgung der Truppen mit Erzeugnissen des Landes, in das man eingefallen war. Doch die Russen wichen in das Landesinnere zurück und hinterließen auf ihrem Rückzugsweg nur verbrannte Erde. Zwar gelang es Napoléon das brennende Moskau einzunehmen, doch seine Soldaten litten. Schnee, Kälte, Krankheiten und Hunger dezimierten in hohem Maße die Grande Armée und der Zar verweigerte jegliche Verhandlungen. Bei der Schlacht an der Beresina wurde Napoléons Armee definitiv zerschlagen. Napoléon befahl den Rückzug und nur noch etwa 18.000 napoleonische Soldaten erreichten im Dezember 1812 die preußische Grenze.
Obwohl viele Verbündete sich von Napoléon abgewandt hatten, errang er 1813 noch Siege in Großgröschen und Bautzen. Den Preußen gelang es jedoch, den französischen Truppen hohe Verluste zuzufügen und Napoléon zu einem Waffenstillstand zu zwingen. Doch akzeptierte dieser die Bedingungen des Friedenskongresses in Prag nicht, was Österreich dazu veranlasste, Frankreich den Krieg zu erklären. Es bildete sich eine Allianz aus Preußen, Russland und Schweden, die den französischen Truppen weitere erhebliche Verluste zufügte, so dass Napoléon sich mit seinen Truppen hinter den Rhein zurückziehen musste. Nach der Einnahme von Paris durch die alliierten Truppen am 31. März 1814, setzte der Senat den Kaiser ab. Auf Druck der Alliierten unterschrieb Napoléon am 12. April 1814 seine bedingungslose Abdankung und begab sich auf die Insel Elba.
Am 1. März 1815 startete Napoléon einen letzten Versuch, wieder an die Macht zu kommen. Er kehrte nach Frankreich zurück und stellte eine gut ausgerüstete,125.000 Mann starke Armee auf die Beine, um gegen die aus Österreich, Russland Großbritannien und Preußen bestehende Allianz anzutreten. Diese hatte sich auf dem Wiener Kongress zu militärischem Einschreiten gegen Napoléon entschlossen. Am 18. Juni 1815 wurde die napoleonische Armee bei Waterloo von den Truppen von Wellington und Blücher vernichtend geschlagen. Auf Beschluss der Alliierten erfolgte die Verbannung von Napoléon auf die Insel St. Helena im Südatlantik. Dort verstarb er am 5. Mai 1821. Die genaue Todesursache ist bis heute nicht geklärt. Die Vermutungen reichen von Magenkrebs, bösartigem Tumor oder Infektion bis hin zu einer Arsenvergiftung. Am 15. Oktober 1840 wurde der Leichnam Napoléons exhumiert und seine sterblichen Überreste nach Frankreich überführt. Seit dem 15. Dezember 1840 ruht Napoléon in einem Sarkophag im Pariser Invalidendom.