Atomarer Super-GAU in Fukushima bestätigt
Wie bereits in unserem Artikel „Kernkraftwerke Fukushima I und Fukushima II in Japan vor atomarem GAU“ befürchtet und in allen Medien berichtet, hat die japanische Regierung bekannt gegeben, dass das AKW Unglück in Fukushima definitiv als Stufe 7 auf der INES Skala (Internationale Bewertungsskala für nukleare Ereignisse) einzuordnen ist. Es ist damit das einzige Unglück, das außer der Reaktorexplosion von Tschernobyl (Prypjat) im Jahre 1986 in der Ukraine als Stufe 7 Unfall deklariert wurde. Es ist nun zweifellos der Fall, dass Fukushima zu einem der größten atomaren Unfälle in der Geschichte der Menschheit zählt.
Nachrichtenlage in Fukushima oder: Regierung und AKW-Betreiber Tepco spielen Ping-Pong mit dem Schwarzen Peter
Am heutigen 1. Mai 2012 ist die Nachrichtenlage bezüglich der Situation in Fukushima immer noch äußerst unzuverlässig. Von dürftig zu sprechen wäre falsch, denn es steht außer Frage, dass die Regierung von Japan sehr viel daran setzt, den Nachrichtenfluss zu kontrollieren. So waren beispielsweise alle öffentlichen Statements seitens der Regierung derart latent, dass man vorher praktisch genau so schlau war, als nach der Berichterstattung. Am meisten wurde in westlichen Medien der Regierungssprecher Yukio Edano gezeigt, der mit einer hellblauen Notfalljacke bekleidet Solidarität mit der Bevölkerung und Entschlossenheit symbolisieren sollte. Das ist meiner Meinung nach aber nur bedingt real der Fall, denn praktisch alle von Yukio Edano vorgetragenen Statements waren entweder zahlen- und faktentechnisch nicht nur sprichwörtlich von vorgestern, sondern waren auch so von Public Relations Spezialisten bearbeitet, dass deren Aussage oftmals gleich Null war. Auch wenn Edano zweifelsohne einen „guten Job“ gemacht hat, stellt dies die Zuverlässigkeit aller von der Regierung von Japan veröffentlichten Informationen zum AKW Zwischenfall in Fukushima auf jeden Fall zutiefst infrage.
Fakt ist, dass bis heute die Lage in den AKWs angespannt bis außer Kontrolle ist. Genaues weiß niemand – auf jeden Fall will man dies die Bevölkerung glauben lassen. Was anfänglich mit einem Stromausfall begann ist komplett eskaliert. In den letzten Wochen wurde die deutsche Medienlandschaft massiv mit der Thematik konfrontiert. Dabei wird auch immer wieder der AKW Betreiber Tepco in Zusammenhang mit einem Herunterspielen der Ereignisse genannt. So wundert es nicht, dass Japans Primierminister Naoto Kan bereits am 15. März darauf drängte, in der Firmenzentrale von Tepco einen gemeinsamen Krisenstab einzurichten, da er mit dem Krisenmanagement von Tepco unzufrieden war. Am 29. April wiederum trat Toshiso Kosako, Professor für Nukleartechnik an der Universität Tokio, von seinem Amt als wissenschaftlicher Berater der japanischen Regierung zurück. Kosako zeigte sich unter Tränen in der Weltpresse und berichtete, dass sich die Regierung nur mit Notlösungen wie der Anhebung von nuklearen Grenzwerten durch die Nuklearkrise rettet und dabei gegen geltendes Recht verstößt, was er aus Respekt vor den Bürgern Japans und aufgrund ethischer Bedenken nicht mittragen möchte.
Lage in Fukushima
Dem objektiven Beobachter kommt es so vor, als ob sich die Lage in Fukushima nicht wirklich bessert. Bisher schafft man es nur mit Provisorien eine Kühlung der Abertonnen nuklearen Brennstäbe und anderen radioaktiven Materialien und Abklingbecken herzustellen.Dass eine Kernschmelze aufgetreten ist, schein spätestens seit den ersten Überflügen von Militär-Drohnen als erwiesen. Aber auch hier sucht man verzweifelt nach einer finalen Auflistung des Status-Quo, da bis dato offen ist, wie sich das Ganze weiter entwickeln wird. Es steht außer Frage, dass die Brennstäbe und Materialien sowie die Abklingbecken noch für Monate oder gar Jahre gekühlt werden müssen – eine funktionierende, professionelle Kühlung wurde aber bis heute nicht installiert – aktuell ist gefühlt das ganze AKW ein Provisorium. Von der Kommunikationspolitik der Regierung und des Betreibers einmal abgesehen gibt es kaum fundierte Informationen darüber, wie stark die Strahlenbelastung im Umfeld von Fukushima ist, welche Mengen radioaktiven Wassers ins Meer gelangt sind, wie stark eine potentielle Kernschmelze zur Verflüchtigung welcher Stoffe geführt hat und welche Langzeitfolgen für die japanische Bevölkerung zu erwarten sind, die in der Nähe des AKWs Fukushima gewohnt haben oder gar noch wohnen.
Es bleibt also abzuwarten, wie sich der Super-GAU in Fukushima noch entwickelt – Fakt ist aber, dass der kritische Rezipient alles hinterfragen sollte, was von offiziellen Stellen aus Japan vermeldet wird. Dies gilt wohlgemerkt nicht für die offiziellen Stellen in Deutschland – die Bundesregierung ging von Anfang an äußerst professionell mit der Situation um, so dass bei praktisch jeder involvierten Regierungsorganisation oder Regierungsstelle ein entsprechendes Statement, meist aber sogar äußerst umfangreiche Informationen auf deren Webseiten publiziert wurden. Desweiteren gab es viele offizielle Stellungnahmen – insbesondere bei den Öffentlich Rechtlichen Sendern, so dass es ratsam ist, diese Meldungen auch weiterhin zu verfolgen.