Stromausfall München 2012
In München kam es am 15. November 2012 gegen 7.00 Uhr morgens in mehreren Stadtteilen zu einem halbstündigen Stromausfall, der in den Print- und Online-Medien ausführlich behandelt wurde. Straßen- und U-Bahnen standen still, private Haushalte waren ohne Strom – eine Katastrophe in einer Stadt wie München, noch dazu im morgendlichen Berufsverkehr. Fatal war, das in mehreren Stadtteilen nicht nur der öffentliche Nahverkehr ausfiel, sondern auch die Ampelanlagen nicht arbeiteten. Teile der Stadt hatten nach einer halben Stunde wieder Strom, wie ein Polizeisprecher gegenüber den Medien beteuerte. Die Süddeutsche Zeitung grenzte das betroffene Gebiet auf Schwabing, Laim, Pasing, die Innenstadt, Giesing, Lehel, Sendling, Berg am Laim, Solln und Riem ein. Dies würde nahezu die gesamte bayerische Hauptstadt umfassen.
Einsatzkräfte von Polizei und Feuerwehr
Die Einsatzkräfte von Polizei und Feuerwehr waren gefragt, denn Menschen blieben in Aufzügen stecken, Brandmelder ohne Strom gaben Alarm und es kam zu Unfällen. Der Stromausfall machte sich in der Einsatzfrequenz bemerkbar, denn die Einsätze häuften sich kurz nach 7.00 Uhr. Die Ursache des Stromausfalls war lange unklar. In Stadt und Umland mussten Hilfskräfte einspringen, weil infolge des Stromausfalls das Telefonnetz nicht funktionierte, sich Computer abschalteten, kein warmes Wasser aus der Leitung kam und die Heizungen kalt blieben. Besonders gravierend waren die Folgen im Straßenverkehr: Ampelanlagen hängen ebenso am Stromnetz wie nach Bedarf schaltbare Verkehrszeichen, und beides ist computergesteuert. Es kam zu kilometerlangen Staus sowohl im Stadtgebiet als auch im Umland, da die Einfallstraßen blockiert waren. Polizeikräfte regelten den Verkehr an den größten Knotenpunkten per Handzeichen, bis die Ampeln nach und nach wieder zugeschaltet waren.
Der öffentliche Nahverkehr in München hatte zwar um 7.30 Uhr wieder Strom, aber U- und Straßenbahnen hatten noch wenigstens eine Stunde danach mit kurzfristigen wiederholten Stromausfällen zu kämpfen. Für die Fahrgäste war besonders schlimm, dass die Bahn in einigen Tunnelbahnhöfen die Beleuchtung zeitweise ausgeschaltet hatte und die Menschen im Dunkeln ausharren mussten. Die Verspätungen im öffentlichen Nahverkehr betrugen bis zu 40 Minuten, erst bis zum Mittag normalisierten sich die Fahrtzeiten langsam wieder. Auch das Krankenhaus rechts der Isar war betroffen – der Stromausfall legte die internen Computer lahm, Patientenaufnahme und Röntgendienste waren am stärksten betroffen. Es kam zu erheblichen Wartezeiten. Sogar mobile Internetdienste versagten, weil offenbar die Server der Betreiber lahmgelegt waren. Die Informationspolitik der Stadtwerke wurde stark kritisiert – relevante Informationen gab es während des Stromausfalls nicht.
Die wichtigste Informationsquelle bezüglich der Störungen war Twitter, der Kurznachrichtendienst wurde über mobile Geräte und das entsprechende Netzwerk genutzt. Immerhin nutzten auch die Stadtwerke den Dienst, denn laut Spiegel-online twitterten die Netzbetreiber gegen 9.00 Uhr morgens, dass die meisten Stadtteile wieder mit Strom versorgt würden. Man arbeite am Netzaufbau und an der Versorgung aller Haushalte.
Widersprüchliche Informationen
Während die zuständigen Stadtwerke München nicht erreichbar waren, machten die Medien eigene Ursachen für den Stromausfall aus. Die Süddeutsche Zeitung beispielsweise berichtete von einem Schaden im Heizkraftwerk Nord, wohingegen der Bayerische Rundfunk von einem Defekt in einem Umspannwerk im Norden der Stadt ausging. Für die Stadtwerke stand jedoch relativ schnell fest, dass der Fehler im eigenen Netz zu suchen war und nicht beim Stromlieferanten Eon. Am auf den Stromausfall folgenden Freitag stand bereits fest, dass die Vermutung richtig war: Der Brand im Umspannwerk Isarau, das von Eon betrieben wird und im Münchner Norden liegt, war nicht die Ursache für den Stromausfall, und auch das defekte Kabel zwischen Moosburg und München war nicht die Ursache für den Stromausfall, sondern eine Folge. Es war vermutet worden, dass eine Stromspitze zu einer automatischen Abschaltung des Netzes geführt hatte, wie dies aus Sicherheitsgründen sein sollte. Vielmehr war der Brand vom Stromausfall verursacht worden, als nämlich ein Spannungswandler aufgrund von Überlastung abgebrannt war. Wie mitgeteilt wurde, lag damit die Verantwortung für den Stromausfall beim Netzbetreiber, also den Stadtwerken München. Dies wurde von den Stadtwerken schriftlich bestätigt, zusammen mit einer Entschuldigung bezüglich des falsch entstandenen Eindrucks, die Schuld sei bei Eon zu suchen.
Der genaue Hergang des Stromausfalls wurde von Experten untersucht. Es war offenbar nicht einfach, die Abfolge von Schäden zu rekonstruieren, wodurch Ursache und Folge nicht immer klar waren. Grob fassten die Stadtwerke bereits einen Tag nach dem Unfall zusammen: Es war zu einer Kettenreaktion gekommen, die Folgeschäden auslösten. Die Reaktionen fanden in den Umspannwerken Unterföhring sowie in den Stadtteilen Bogenhausen und Aubing statt. Unterföhring ist im Münchner Norden gelegen, Bogenhausen befindet sich im Nordosten Münchens, Aubing im Westen der Stadt. Augenzeugen meldeten, sie hätten einen Brand im Werk in Bogenhausen beobachtet. Das 120.000-Volt-Umspannwerk befindet sich in der Elektrastraße, wo es zu einem Großeinsatz der Feuerwehr kam. Die Explosion, die das Feuer in Bogenhausen verursachte, wurde inzwischen ebenfalls als Folge, nicht als Ursache des Stromausfalls ausgemacht. Erst kurz darauf setzte der Brand im Umspannwerk in Unterföhring ein. Die Polizei vermeldete eine weitere Explosion im Umspannwerk Nord.
Nachdem die ersten Schäden bereits behoben waren und einzelne Stadtteile wieder Strom hatten, kam es gegen 8.00 Uhr zu Stromausfällen im Münchner Umland. Die Gemeinde Moosburg bei Freising wird, wie andere Kommunen im Umland der Großstadt, ebenfalls von den Münchner Stadtwerken versorgt. Moosburg befindet sich circa 50 km nordöstlich von München. Die Stadtwerke gaben an, dass dies der schwerste Stromausfall seit 1992 gewesen sei. Der Fehler habe nichts mit der Energiewende oder der laufenden Diskussion um sichere Stromnetze zu tun, sondern sei ein schlichter technischer Fehler, der so auch in den vergangenen Jahren hätte vorkommen können, so geben die Medien Statements der Stadtwerke wieder.