Vatikan
Mitten in der italienischen Hauptstadt Rom liegt ein eigener Staat, der Vatikan. Von hier wird die römisch katholische Kirche regiert und verwaltet. Daneben hat die Vatikanstadt eine lange Geschichte und birgt noch immer viele Mythen und Sagen.
Der kleinste Staat der Welt
Die Enklave mitten in Rom ist zwar international anerkannt, hat dabei aber nur eine Fläche von 0,44km² und nur etwas über 900 Einwohner. Dafür kommen aber täglich Unmengen Touristen und bevölkern den Kirchenstaat. Immerhin gehören zu dem Territorium der Vatikanstadt berühmte Bauwerke wie der Petersdom mit Petersplatz, die Sixtinische Kapelle oder die Vatikanischen Museen. Daneben ist viel Kirchenbesitz noch in ganz Rom verteilt. Diese besitzen meist den Status der „Exterritorialität“, dadurch gehören auch sie offiziell zum Vatikan. Im Moment haben etwas über 500 Menschen die vatikanische Staatsbürgerschaft, diese ist aber temporal begrenzt und immer mit einem Amt verbunden. Die jeweilige Person muss daher immer noch eine weitere Staatsbürgerschaft haben, die durch die des Vatikans nicht ersetzt werden kann.
Zu den Einwohnern gehören größtenteils Vertraute des Papstes, Kardinäle und andere hohe Kirchenmitglieder. Die Angestellten dagegen, von denen es ungefähr 3000 gibt, wohnen hauptsächlich in Rom. Dadurch ist die Vatikanstadt auch nach den Einwohnerzahlen der kleinste Staat der Welt. Dabei ist der Papst selbst Regent der absoluten Wahlmonarchie. Dadurch übt er auch die volle Legislative, Exekutive und Judikative aus. Nach dem Tod eines Papstes und bevor ein neuer gewählt werden kann, dieser Zeitraum wird auch Sedisvakanz genannt, liegen diese Rechte beim Kardinalskollegium. Meist werden diese Rechte allerdings nicht von der Person des Papstes ausgeübt, sondern von dazubestimmten Ämtern übernommen. Die Regeln zur Judikative wurden dafür in einem Gesetz von 1987 festgesetzt.
Die Politik des Vatikans ist ebenfalls vom Glauben und der Person des Papstes bestimmt. So werden internationale Abkommen nur unterstützt, wenn sie auch die eigenen Richtlinien repräsentieren. Dabei ist der Vatikan ständiges Mitglied in verschiedensten Organisationen und hat zum Beispiel in der UNESCO oder bei der UNO einen ständigen Beobachterstatus. Militär gibt es im Vatikan nicht. Das Gendarmeriekorps wurde im Dezember 1970 aufgelöst, seitdem gibt es nur noch die Schweizergarde. Diese ist hauptsächlich zur Sicherheit und Sicherung zuständig. Es wird aber immer wieder betont, dass sie kein wirkliches Militär ist. Die Mitglieder sind tatsächlich Schweizer, sie müssen katholisch und männlich sein sowie zwischen 19 und 30 Jahre alt. Auch daher sind die offiziellen Sprachen in der Garde Italienisch und Deutsch. Bewerber müssen weiterhin mindestens 1,74 m groß sein und eine sportliche Statur haben. Sie treten bei repräsentativen Anlässen mit traditioneller Bewaffnung auf, ihnen steht aber auch modernste Technik zur Verfügung.
Die Vatikanstadt im Lauf der Zeit
Die heutige Vatikanstadt liegt auf einem Areal, der schon früh als „Montes Vaticani“ bezeichnet wurde und schon ungefähr seit dem Jahr 0 besiedelt ist. Der Papst hatte dort aber lange nicht den Hauptsitz. Dabei wurde hier schon im 4.Jahrhundert nach Christus von Kaiser Konstantin eine Kirche erbaut, den Forscher heute als Vorgänger des Petersdoms betiteln. Diese wurde in den folgenden Jahrhunderten zu einem Wallfahrtsort, um den sich weitere Gebäude und Einrichtungen mit verschiedener Funktion bildeten. Durch die Konstantinische Schenkung und die darauf folgende Pippinische Schenkung entstand ein Kirchenstaat, zu dem der heutige Vatikan zwar schon gehörte, der sich aber noch über weite Teile Italiens erstreckte. Noch immer war hier aber nicht der Mittelpunkt des katholischen Christentums. Erst im 14. Jahrhundert, als das große Abendländische Schisma beendet wurde, wählten die Päpste die heutige Vatikanstadt als festen Regierungssitz. Daraufhin wurde auch die Peterskirche ausgebaut, durch die umfangreiche Planung und den umständlichen Bau sollte es aber noch Jahrhunderte dauern, bis daraus der heutige Petersdom geworden ist. Erst in der Mitte des 15. Jahrhunderts wurde ein kompletter Neubau zum ersten Mal diskutiert.
Parallel dazu wurden die Befestigungsanlagen und viele der schon bestehenden Gebäude wesentlich verbessert oder ganz neu erbaut. Zwischen 1477 und 1480 war es dann der amtierende Papst Sixtus IV., der mit dem Bau einer Kapelle begann. Der weltberühmte Künstler Michelangelo Buonarroti, der meist einfach nur Michelangelo genannt wird, machte diese und den Namen des Papstes mit seiner Kunst unsterblich. Die Sixtinische Kapelle wurde am 15. August 1483 eingeweiht. Danach wurde Michelangelo auch der Petersdom anvertraut, doch auch der große Künstler konnte dieses riesige Bauwerk nicht beenden. Dieser wurde erst 1626 eingeweiht, fertig erbaut war er aber erst 1650. Der Papst Sixtus IV. aber gab noch weitere Bauvorhaben auf. Während dieser ganzen Zeit besaß die Kirche noch große Territorien über ganz Italien verteilt und diese wurden immer wieder, auch auf militärische und politische Weise, ausgeweitet. Erst Napoleon eroberte diese Regionen und nannte sie um, doch schon auf den Wiener Kongressen wurden die alten Grenzen wieder hergestellt. In den folgenden Jahrhunderten wurde der Kirchenstaat immer wieder angegriffen oder sogar ausgelöst, allerdings auch immer wieder befreit. In den vielen Kriegen dieser Jahre schwand der Staat aber mehr und mehr bis schließlich nicht mehr geklärt war, wo und ob es noch einen Kirchenstaat gab. Die katholische Kirche hatte aber Bestand und so sammelten sich die Verwaltungsorgane in der Vatikanstadt.
Am Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts entstand dadurch eine starke institutionelle und räumliche Abtrennung zur Stadt und Rom und zum Staat Italien. Erst 1929 wurde durch die Lateranverträge mit der faschistischen Regierung Mussolinis der ehemalige Kirchenstaat zu einem eigenständigen und international anerkannten Staat. Nun hatte er aber die heutige Form und war damit im Gegensatz zur früheren Form extrem verkleinert worden.
Wissenswertes und Mythen rund um den Vatikan
Bei Sammlern sind die Briefmarken des Vatikans sehr beliebt. Sie sind zwar nur auf dem Staatsgebiet gültig, haben aber oft seltene Sammelmotive. Daneben fehlen im Vatikan viele Einrichtungen, die in jeder kleineren Stadt zu finden sind. Hier gibt es zum Beispiel keinen Friseur, kein Krankenhaus und selbstverständlich auch keine Schule. Es gibt ebenso keine Privatwohnungen. Das Wohnrecht wird immer für die Dauer eines Amtes vergeben, die Mieten sind aber extrem niedrig. So ist es kein Wunder, dass der Vatikan den weltweit höchsten Anteil an Katholiken hat, nämlich 100%. Wissenswert ist außerdem, dass sich die offiziellen Grenzen des Vatikans nicht mit dessen Außenmauern decken. Daher kommt es, dass einige Gebäude zur Hälfte auf italienischem Staatsgebiet liegen. Im Gegensatz zu der Meinung der meisten Menschen ist der Petersdom kein Bischofssitz.
Zwar ist der Papst noch immer der Bischof von Rom, seine Bischofskirche, San Giovanni, liegt jedoch in Laterano, wo der Papst auch lange seinen Sitz hatte. Der Petersdom dagegen ist offiziell die Grabeskirche des Apostels Petrus. Viele Gerüchte und Sagen drehen sich noch heute um das Archiv und die Bibliothek des Vatikans. Diese dürfen nicht von der Öffentlichkeit eingesehen werden und bergen wohl noch manches Geheimnis, gerade auch zu heiklen Themen, wie zum Beispiel den Prozessen gegen Luther, Zusammenarbeit mit dem nationalsozialistischem Regime oder auch zahlreiche Dokumente zur Inquisition und Hexenverfolgung. Viel populärer dagegen ist das Gerücht, der Vatikan horte die „größte Pornosammlung der Welt“. Diese soll sich aus den indizierten und verbannten erotischen Texten der letzten Jahrhunderte zusammensetzen.